Aufatmen am Wupperfelder Markt
Die Büsche sind weg. Ob nun Ruhe einkehrt, ist noch offen.
Oberbarmen. Es ist beinahe idyllisch am Wupperfelder Markt: Zwischen den Beeten tollen Kinder herum, eine Passantin hält inne und blinzelt in die Herbstsonne, das Eiscafé hat noch einmal Stühle rausgestellt. Nur bei den Bänken, die auf dem Platz stehen, ist die Stimmung gedrückt. Etwa ein dutzend Männer und eine Frau sitzen dort, wie beinahe jeden Tag. Manche trinken Bier. Sie trauern den Büschen nach, die ihnen bis vor einer Woche als Sichtschutz und auch mal als Toilette gedient haben. Dort ist jetzt nur noch gähnende Leere und nackte Erde.
"Für den Platz ist das gut - für uns schlecht", sagt Klaus Unterberger, einer von ihnen. Er winkt in Richtung Wupperfelder Straße, wo ein Parkplatz mit ein paar Büschen zu sehen ist. "Jetzt pinkeln sie eben dort." Die ungeliebten Dauergäste sind jedenfalls noch da. Dass sie Teil des Problems sind, ist ihnen durchaus bewusst, die Maßnahme bei ihnen umstritten: "Die Stadt ist selbst Schuld, dass sie die öffentlichen Toiletten zugemacht hat", schimpft Ronald Pampus. "Es ist aber auch nicht gut, dass hier Kinder sehen mussten, wie die Leute in die Büsche gehen", wendet ein anderer ein. "Die Stadt könnte aber wenigstens ein paar Blumen pflanzen."
Ob das passiert, ist fraglich. Das Grünflächenamt hat am Dienstag und Mittwoch nach einem Beschluss der Bezirksvertretung auf dem Platz durchgegriffen. Auf den zwei großen Beeten wurden das meterhohe Gesträuch komplett gerodet und Gras gesät. "Wenn es in diesem Jahr nicht mehr grün wird, säen wir im Frühjahr nochmal nach", kündigte Stadt-Sprecherin Martina Eckermann an. Auf zwei kleineren Beeten wurde der urbane Urwald auf Kniehöhe gestutzt. Das soll es vorerst auch gewesen sein. "Mal sehen, wie sich das weiter entwickelt."
Die geplagten Anlieger sind erleichtert. "Das ist schon super", findet Lia Agnantiti, die aus ihrem Haarstudio auf das Geschehen schaut. Ob es auch die Lösung ist, weiß sie nicht: "In den ersten Tagen waren viele neue Leute auf dem Platz." Inzwischen sei aber die alte Klientel zurückgekehrt. Sie zuckt die Schultern: "Wo sollen die auch sonst hin?"
Ioannis Mavrilis vom benachbarten Bistro Lyon ist auch zufrieden, hält aber auch für möglich, dass der Schuss nach hinten losgeht: "Vielleicht kommen jetzt noch mehr Trinker, wo es so schön ist."