Schrottimmobilie Bahnhof Unterbarmen ist verkauft
Wer den verfallenen Bau erworben hat und was dort künftig geplant ist, ist noch nicht bekannt. Die Stadt hat den Investor noch nicht erreicht.
Unterbarmen. Wenn ein Ortsfremder sich zum Bahnhof Unterbarmen verirrt, könnte er denken, er sei völlig falsch. Das Bahnhofsgebäude sieht aus wie eine verfallene Ruine Jahre nach ihrer Blüte. Die Fenster sind mit Sperrholzbrettern verriegelt. Die Eingangshalle sieht aus, als wäre sie seit Jahren außer Betrieb, die Wände innen wie außen sind voller Graffiti.
Erst, wer sich zu den Gleisen durchschlägt, merkt auf den letzten Metern, dass er auf einem funktionstüchtigen Bahnhof ist. Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, sagt, für ihn sei schon der Hauptbahnhof ein Schock gewesen, er hätte nicht gedacht, dass sich das noch steigern lasse. „Ich kann mich nicht an einen Bahnhof in so extrem schlechten Zustand erinnern.“
Das Erscheinungsbild des Bahnhofs steht schon lange in der Kritik. Peter Vorsteher von den Grünen im Rat, sagt, seit etwa zehn Jahren gehe es bergab, seit das Café Zweistein geschlossen habe. Zusammen mit Marc Schulz, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Rat und Matthias Gastel war er zu einem Besichtigungstermin vor Ort.
Gerade jetzt, da der Bahnhof verkauft wurde. Laut Auskunft des Bundeseisenbahnvermögens, das vorher Besitzer des Bahnhofs war, ist der Bahnhof im Juli verkauft worden. Alles sei unter Dach und Fach, sagte ein Mitarbeiter. An wen, für wie viel und was damit geplant sei — das alles wollte der Mann nicht beantworten. Datenschutz, sagte er. Auch die Stadt gibt keine Auskünfte. Über die Besitztümer Dritter werde nicht geredet, hieß aus.
Aber schon jetzt zeigt sich, dass sich etwas verändert. An dem Gebäude stehen zwei Bauzäune der Firma Zaunbau Wuppertal. Die ist auf den Schutz privater, industrieller sowie öffentlicher Objekte spezialisiert. Auf Anfrage sagt der Geschäftsführer Marco Klimaschewski, dass die Zäune dort seit etwa vier Wochen stünden. Dahinter befindet sich ein Außenlager der Firma. Ob die Firma das Gebäude gekauft habe oder den Käufer kenne, will Klimaschweski nicht kommentieren. Ende des Jahres gebe es weitere Informationen, kündigte er aber an.
Offiziell gibt es keine Informationen. Auch bei der Stadt scheint es intern nicht besser zu sein. Marc Schulz von den Grünen hatte vor der Besichtigung nach dem Stand der Planungen für den Bahnhof gefragt und erfahren, dass dieser an einen Unternehmer verkauft worden sei. Der Besitzer habe von der Stadt aber nicht kontaktiert werden können, sagt Schulz. Für den Fraktionsvorsitzenden ist das ein Problem: „Wenn die Stadt den Investor nicht erreicht und nicht weiß, was er vorhat, ist die Entwicklung des Bahnhofs reiner Zufall.“
Auch Hans-Hermann Lücke, Bezirksbürgermeister Barmen, wusste bisher nichts von einem Verkauf. „Aber ich freue mich, dass sich etwas tut.“
Auch Mark Schultz sieht dringenden Handlungsbedarf. Der Bahnhof Unterbarmen ist nach dem Hauptbahnhof, sowie den Bahnhöfen Vohwinkel und Oberbarmen der viertgrößte in der Stadt. Immerhin 2000 Menschen nutzen ihn jeden Tag. „Im aktuellen Zustand ist der Bahnhof für viele ein Angstraum“, sagt Schulz.
Die letzten großen Investitionen sind 2003 in das Bahnhofsgebäude von 1880 geflossen. 80.000 Euro waren das damals für die Instandhaltung. 2014 hat das Bundeseisenbahnvermögen das Dach reparieren müssen. Passiert ist sonst nichts. Die Wartehalle stand zeitweise im Netz zum Verkauf. 730 Quadratmeter für 110.000 Euro.
Marc Schulz möchte jetzt herausfinden, wer der Käufer ist und wissen, was er vorhat. Barrierefreiheit müsse gewährleistet werden, sagt er. „Aber wenn hier etwas passiert, mischen wir uns auch nicht ein, ob es Rundbogenfenster gibt, oder nicht.“