„Chance für Flüchtlinge und Vermieter“

Wer als privater Eigentümer Flüchtlingen helfen möchte, kann an die Stadt vermieten oder mit ihr einen Mieter finden.

Foto: Anna Schwartz

Heckinghausen. Wohnraum für Flüchtlinge: Viele private Immobilieneigentümer in Wuppertal fragen sich, ob und wie sie helfen können. Einer, der sich dafür entschieden hat, Flüchtlinge aufzunehmen, ist Jan Phillip Kühme. Seine Frau und er hätten nicht lange überlegt, berichtet er: „Wir haben uns gesagt: Warum sollten wir es eigentlich nicht machen?“

Just heute hat der Vohwinkeler in seinem Mehrfamilienhaus an der Heckinghauser Ziegelstraße einen Termin mit einem Vertreter der Stadt. Der wird die dort leerstehende Zwei-Zimmer-Wohnung zunächst hinsichtlich der Ausstattung und des baulichen Zustands in Augenschein nehmen. „Sie ist ideal für eine oder zwei Personen“, sagt Jan Phillip Kühme: rund 50 Quadratmeter, zwei Zimmer, Küche, Bad.

Läuft alles nach Plan, soll die Wohnung bald wieder bewohnt sein. „Wir freuen uns und sind schon gespannt darauf, wer kommt.“ Kennenlernen werden sich Mieter und Vermieter womöglich bereits in den nächsten Tagen auf Vermittlung der Stadt. „Das ist ein bisschen wie ein Blind Date“, scherzt Kühme.

Die Entscheidung über den künftigen Mieter trifft er selbst — und er schließt auch mit ihm einen privatrechtlichen Mietvertrag ab. Natürlich kann Kühme als Vermieter auch Bewerber ablehnen und Wünsche äußern. „Man muss ja schauen, wer in die Hausgemeinschaft passt — das funktioniert wie eine ganz normale Vermietung.“

Die Miete wird monatlich von der Stadt überwiesen. Viele der Menschen, die oft ohne jede Mittel herkämen, hätten ja zunächst kein Konto und müssten sich im neuen Lebensumfeld zurechtfinden, sagt Jürgen Lemmer, städtischer Integrationsbeauftragter. „Wir stellen die Zahlung der Miete sicher. Das ist eine wichtige Hilfestellung.“

Bei der zweiten Variante der Vermietung an Flüchtlinge schließt der Hauseigentümer einen Mietvertrag mit der Stadt. Sie entscheidet dann darüber, wer einzieht. Eigentümer müssten jedoch nicht befürchten, dass ihre Wohnung überbelegt werde oder mit ständigem Aus- und Einzug zu rechnen sei, betont Lemmer: „Eine Wohnung ist eine Wohnung und kein Übergangsheim.“

Bei der Größe gelte die Faustformel: Bis 50 Quadratmeter Wohnfläche werden einer Einzelperson zur Verfügung gestellt, für jede weitere Person gibt es einen Raum oder 15 Quadratmeter mehr. „Da handeln wir nach genau denselben Spielregeln wie das Jobcenter.“

So oder so: Die Stadt überweist die Miete an den Eigentümer. „Es braucht sich also niemand Sorgen um Zahlungen zu machen.“

Jan Phillip Kühme sieht für Wuppertal auch Möglichkeiten der Stadtentwicklung: „Es ist eine Chance für die Flüchtlinge und für Wohnungseigentümer.“ Insbesondere für Immobilienbesitzer, die durch verlässliche Mieteinnahmen in die Lage versetzt werden könnten zu investieren: „Manch leerstehendes Wohnungseigentum bekommt durch eine neue Belebung womöglich wieder eine Perspektive.“