Das Getränkelager Wuppertals

Zu Besuch am See – und bei Talsperrenmeister Uwe Steinhauer.

Herbringhausen. Stöpsel auf, Wasser marsch: Wenn Uwe Steinhauer einen Knopf im Technikraum der Staumauer drückt, dann grollt es unter den Füßen. Mit immer lauter werdendem Rauschen schießt Wasser vom Grund der Herbringhauser Talsperre ins Freie und verursacht dort einen kleinen Wasserfall. "8000 Kubikmeter pro Stunde", sagt Uwe Steinhauer. Dann drückt er den Schalter erneut. Mit einem metallischen Geräusch schließt sich der Grundablass wieder. Stöpsel zu.

Uwe Steinhauer ist der Herr über das viele Wasser. Ihn als Bademeister zu bezeichnen, wäre aber falsch - auch wenn sich in seinem "Wasserbecken" eine gewisse Ähnlichkeit zum Prinzip Badewanne nicht leugnen lässt: Wie die Wanne hat der Stausee einen "Überlauf". Hochwasserentlastung ist der richtige Ausdruck dafür. Und eben einen Stöpsel: In Herbringhausen regulieren gleich zwei Grundablässe den Wasserstand.

Doch dann ist der Vergleich auch schon am Ende, denn Baden gehört zu den Begriffen, die im Zusammenhang mit der Herbringhauser Talsperre tabu sind. Ebenso wie Wassersport. "Oder Gassi gehen mit dem Hund", sagt Uwe Steinhauer. Mensch und Tier haben nichts zu suchen in seinem Revier: Die Herbringhauser Talsperre ist ein Trinkwasser-Reservoir.

Gleich drei Schutzzonen, Absperrungen und Zäune verhindern, dass der kostbare Inhalt verunreinigt wird "Die Einflüsse auf das Trinkwasser sollen so gering wie möglich gehalten werden", sagt Uwe Steinhauer.

Seit mehr als 16 Jahren ist er "Chef" des Stausees im Wuppertaler Osten. Jeden Tag verbringt der Talsperrenmeister draußen und hat alles im Blick. "Ich kenne hier jede Schraube." Besonders beeindruckt ist er immer wieder aufs Neue von der Staumauer: "Das war eine ingenieurtechnische Meisterleistung", sagt Steinhauer anerkennend.

Vor fast 108 Jahren wurde die Sperre errichtet, 2005 umfangreich saniert. Rund 25 Meter stark ist sie ganz unten, in Höhe der Mauerkrone noch immer dreieinhalb Meter dick. Solche Stabilität ist auch notwendig, denn die ganze Kraft des angestauten Sees drückt gegen das 35 Meter hohe Bauwerk: "Da sind rund 2,8 Millionen Tonnen Wasser, die in Richtung Wuppertal wollen", erklärt Uwe Steinhauer und schmunzelt: "Aber die Sperrmauer und ich, wir wollen das nicht."

Ein Kontrollgang durchzieht das Innere der Mauer und mündet in den Technikraum. Dort müssen nicht nur die Knöpfe funktionieren. Alles wird überwacht. Jeden Tag haben Uwe Steinhauer und seine Mitarbeiter mindestens ein bis zwei Stunden einzuplanen, für Begehung, Kontrolle und Dokumentation. "Es ist eine Vielzahl von Messungen, die bei uns täglich vorgenommen werden", sagt der Talsperrenmeister.

"Hier passiert nichts, ohne dass es dokumentiert wird." Der Inhalt einer erheblichen Menge dicker Ordner mit Daten fließt am Ende des Jahres in den sogenannten Sicherheitsbericht, den die Bezirksregierung prüft. Was für Autos der Tüv, ist für Wuppertals Stauseen die jährliche Talsperrenschau. Technik und Mauer, werden von den Kontrolleuren der Bezirksregierung dann genauestens unter die Lupe genommen.

Doch auch diesmal war wieder alles einwandfrei. "Das ist dann immer sehr befriedigend", sagt Uwe Steinhauer. Ein schöne Bestätigung seiner Arbeit.

Der See hat wieder Bestnoten bekommen, das macht den Talsperrenmeister glücklich. Denn natürlich hat der Mann im Laufe vieler Jahre eine besondere Beziehung zu dem Bauwerk entwickelt. "Klar, dass man sich mit der Anlage identifiziert", sagt Steinhauer und lacht - ein bisschen fühlt es sich für ihn an "als sei das meine Talsperre."