Der Bierbrauer vom Dienst
Udo Kirschbaum braut noch selbst — nach alten Vorbildern. Wer will, darf bei ihm kosten.
Unterbarmen. Ein bisschen sieht es bei Udo Kirschbaum wie bei einem Chemiker aus. Pipetten stehen bei ihm neben Reagenzgläsern und Gärbehältern. Zwischen Krügen winden sich Schläuche. Denn sein kleines Biermuseum an der Friedrich-Engels ist gleichzeitig auch Brauerei. Denn Bierbrauen, das ist Kirschbaums Leben. In den 1950er-Jahren lernte er die Kunst bei Wicküler, verfeinerte sie später und gab sie unter anderem an Brauereien in Asien und Südamerika weiter. „Das deutsche Bier ist das weltweit am meisten nachgefragte deutsche Lebensmittel“, ist der 74-Jährige überzeugt — und achtet dementsprechend auf die Qualität.
„Malz, Hopfen, Hefe und Wasser, was anderes gehört nicht ins Bier“, sagt der Ur-Wuppertaler bestimmt. Heutzutage sei es oft „eine Sauerei, was da so verarbeitet wird“, erklärt er und sieht sich als Kämpfer für das Deutsche Reinheitsgebot. Untergärig muss sein Bier sein. „Nee, Alt oder Kölsch gibt’s bei mir nicht“, sagt er und lacht. Und auch mit dem Begriff Craft-Beer dürfte man ihm nicht kommen.
Wobei dessen Kriterien er ja eigentlich perfekt erfüllt: Ein- mal im Monat braut er handwerklich (craft) Bier (Beer), drei bis vier Kästen. „Für den Eigenbedarf“, sagt er und schmuzelt. Aber natülich nicht ich allein. Wer will, darf verkosten, gegen eine kleine Brauerei-Spende.“
Auch die Finanzbehörden wüssten Bescheid. „Ich muss ja sogar Biersteuer zahlen.“ Für die Besucher gibt’s auch noch Anekdoten aus der Welt des Bieres und Kirschbaums Reisen rund um den Globus.
Eben im Biermuseum, einer kleinen ehemaligen Kneipe, die der Rentner im Unruhestand mit zahlreichen Utensilien aus Wuppertals reicher Bier- und Brauerei-Historie ausstaffiert hat. Gläser der unterschiedlichsten Marken finden sich da, dazu Werbeutensilien der Brauereien. Natürlich viel von Wicküler, Kirschbaums Hausbrauerei. „Von der habe ich auch noch alle alten Werbefilme auf Video“, erzählt er stolz. Die will er irgendwann auch mal auf DVD umwandeln. „Aber sie wissen ja, die Zeit“
Aber zurück zum Bier: Das macht er ganz alleine. „Demnächst sogar mit Hopfen aus Wuppertal“, kündigt er an und zeigt ein paar Pflanzen im Hinterhof. Sein Bergisches Bier reift in der Flasche nach, vier bis sechs Wochen. Pilsener Urtyp und Kloster Dunkel bietet er an. „Und immer wieder was Besonderes.“ Demnächst zum Beispiel einen speziellen Mai-Bock. Abgefüllt wird unter anderem in alten, aber natürlich gereinigten Flaschen der Schwelmer Brauerei — mit typischem Bügelverschluss.
Und Kirschbaums Bier wird es noch lange geben, verspricht er. Brauen, das ist schließlich sein Leben.