Ein Ausflug in den geheimen Wasserstollen
Die Feuerwehr Langerfeld musste den Stollen an der Thielstraße aufbohren, weil sich hinter der schweren Eisentür gefährlich hoher Wassserdruck aufgebaut hatte. Drumherum wurden Erinnerungen an vergangene Zeiten ausgetauscht.
Langerfeld. Es ist matschig. Die Wände sind feucht und voller Lehm, die Decke wird immer niedriger, der schlammige Untergrund verwandelt sich bald in einen knöcheltiefen Sumpf. 350 Meter geht der ehemalige Wasserstollen an der Thielestraße in den Berg hinein. Dann kommt eine Tür. Was hinter dieser Tür ist, weiß heute niemand mehr so genau.
"Nach den alten Plänen müssten da verzweigte Stollen kommen, vielleicht sogar bis zur Zeche Carl", vermutet der "Stadtteilarchivar" und passionierte Heimatforscher Friedrich Paul. "Vielleicht ist da ein Schatz?", hoffen die Kinder, die gespannt zugucken. Doch die Tür nach 350 Metern macht den Bezirksvertretern Sorgen. "Wir haben Angst, dass die Tür durch den Wasserdruck herausgedrückt wird und dann eine Flutwelle auf die Straße spült", sagt Bezirksbürgermeister Wolfgang Cleff. Über die Verantwortung für den Stollen wird derzeit noch diskutiert.
Trotzdem machten sich am Freitag sieben Freiwillige Feuerwehrleute des Löschzugs Langerfeld auf den beschwerlichen Weg ins Tunnelinnere. Sie sollen die Tür aufbohren, damit das vermutlich in Ganghöhe aufgestaute Wasser abfließen kann. Der Schieber davor, der wohl früher den Wasserabfluss regulierte, ist verschlammt und verrostet und bewegt sich keinen Zentimeter.
Die schwere Stahltür ist mit der Akku-Bohrmaschine nicht zu bewältigen. Nur das frühere Guckloch in etwa 1,40 Meter Höhe wird durchbohrt, ein fingerdicker Wasserstrahl schießt hervor und verläuft sich schnell im feuchten Gang.
"Eine Gefahr ist akut nicht im Verzug", entscheidet Hubert Nobis, Geologe der Unteren Bodenschutzbehörde. Ein Winkelschleifer mit Akku-Antrieb ist nicht zur Hand, um einen breiteren Abfluss zu schaffen, die weitere Entscheidung über die Tür wird vertagt. Vor der Tür herrscht Volksfeststimmung. Jemand findet eine alte, lehmige Flasche mit der Aufschrift "Ex und Hopp". "Die gab es in den 70er Jahren", erinnert sich der Anwohner Thomas Anhegger.
Rund 20 Nachbarn haben sich eingefunden, erzählen Dönekes zum Stollen, applaudieren für die schmutzig und erschöpft aus dem Dunkel auftauchenden Feuerwehrleute, flachsen. "Dreck spielt keine Rolle - aber atmen sie noch?" Klar, gefährlich ist es da unten nicht. Aber die Feuerwehrjacken müssen anschließend dringend in die Wäsche.