Ein Stück Barmer Bergbahn gerettet

Ein Team der Bergischen Museumsbahnen hat einen historischen Triebwagen wieder auf Vordermann gebracht.

Barmen/Kohlfurth. Am Samstag vor 50 Jahren, am 4. Juli 1959, fuhr die Barmer Bergbahn das letzte Mal. Die Schienen sind längst abgerissen, die meisten Wagen verschrottet - doch ein Andenken haben die Ehrenamtler der Bergischen Museumsbahnen gerettet.

Der Tw 94 der Barmer Bergbahn AG verkehrte zwar nicht auf der Hauptstrecke von Barmen zum Toelleturm, dafür aber vom Elberfelder Stadttheater nach Cronenberg oder Richtung Solingen. Vereinsgründer Heinz Johann kaufte den 1928 gebauten Triebwagen 1966, musste ihn jedoch unter freiem Himmel abstellen. Als der Triebwagen 1999 zu den Museumsbahnen kam, war er in jämmerlichem Zustand: Die Bleche verrostet, das Holz an manchen Stellen faul, das Innenleben mitgenommen. "Es war schwierig, das in den Originalzustand zurückzubauen", sagt Michael Schmerenbeck, für die Metall- und Holzarbeiten zuständig. Schließlich wurden viele Dinge schon während der Betriebszeit in den 50er Jahren verändert.

Zuerst wurde der Wagenkasten in Oberhausen im Zentrum für Arbeitsqualifizierung hergerichtet; tragende Balken wurden ersetzt, neue Bleche für die Außenverkleidung zugeschnitten und montiert, die Eichenbohlen auf dem Fußboden zum Teil erneuert. Gleichzeitig überprüfte eine Fachfirma die Motoren. Dann wurde alles in der Kohlfurther Werkstatt zusammengebaut - und ein vierköpfiges Team machte sich an die Arbeit. "Die verchromten Teile wie Griffe oder Stangen waren überlackiert, weil das einfacher zu pflegen ist", erklärt Schmerenbeck.

Also mussten alle Teile abgeschmirgelt und neu verchromt werden. Viele Einzelteile wurden ersetzt. "Die haben wir teils aus anderen Fahrzeugen ausgebaut, teils aus alten Stadtwerke-Beständen." Das Team orientierte sich an historischen Fotos und Augenzeugenberichten. Die Sand-Anlage, die beim Bremsen Sand auf die Schienen streut, ist hingegen aus den 50ern. "Das Original aus den 20ern war nicht mehr zu beschaffen." Jetzt ist auch wieder ein Hebel für die ursprüngliche Luftdruckbremse vorhanden - das System allerdings funktioniert noch nicht. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitet die Bahn mit Magnetschienen-Bremsen.

Im Laufe der nächsten Monate soll jedoch das alte Modell ebenfalls wieder arbeiten. Gleichzeitig müssen viele neue Sicherheits-Auflagen erfüllt werden, damit die Passagiere sicher befördert werden können. Clou dieses mit Mahagoni und Teak hochwertig eingerichteten Wagens: Die Sitze - jetzt wieder mit echtem Leder bezogen - lassen sich umklappen, damit alle in Fahrtrichtung sitzen können. Die versenkbaren Fenster sollen ebenfalls noch folgen, die rosettenförmigen "Flettner-Lüfter" am Dach hingegen gibt es bis heute zu kaufen.

Von außen glänzt der Wagen schon, er wurde bei den Essener Stadtwerken in den Original-Farben gespritzt. Innen feilen die Handwerker an den letzten Details. "Ich verbringe fast jeden Samstag hier und oft noch einen oder zwei Nachmittage", sagt Schmerenbeck. Und wenn der Wagen dann fertig ist, warten noch einige andere in der Halle auf ihre Renovierung.