Eine Reise in die eigene Vergangenheit
Holocaust 61 Jahre nach ihrer Flucht war Stephanie Douglas-Furmann wieder in Wuppertal.
Wuppertal. Vor dem Rathaus werden Fotos geschossen, die Umgebung genau erkundet. Stephanie Douglas-Furman, geborene Gerszt, ist mit ihrer Tochter zum ersten Mal seit mehr als 60 Jahren in ihre frühere Heimat zurückgekehrt. Erinnerungen an die Zeit im Tal sind rar, meist sind nur die schlechteren im Kopf geblieben. Flucht, Verhaftung, Deportation. Das ist es, was Douglas-Furman in Wuppertal erleben musste.
1936 geboren, in der Reiterstraße aufgewachsen, wurde erst ihr Vater, dann ihre Mutter vor Gericht gestellt, verurteilt und später deportiert. Sie selbst konnte im Tumult der Verhaftung ihrer Mutter fliehen und wurde zeitweise unter falschem Namen in Belgien untergebracht, bis sich ein amerikanischer Onkel meldete und Stephanie die Einreise im Juni 1948 ermöglichte.
Nun war sie zurück nach Wuppertal gekommen und wurde von der Stadt Wuppertal offiziell begrüßt. Deutsch spricht Douglas-Furman fast gar nicht mehr: "Die Sprache ist mit zu vielen, schlechten Erinnerungen verbunden", erzählt sie auf Englisch. Dennoch freut sie sich sehr über die herzliche Begrüßung und darauf, alles wieder zu sehen, was sie früher gut gekannt hat.
Auf die Geschichte aufmerksam geworden ist Stephan Stracke. Er versuchte seit mehr als zehn Jahren, die Tochter der Widerstandkämpfer Yzchok und Rita Gerszt zu finden. "Der Prozess um Familie Gerszt war einer der spektakulärsten hier im Tal", so Stracke. Über das Internet (Google) hat er den entscheidenden Hinweis auf Douglas-Furman bekommen: "In Amerika werden Namen stark vereinfacht, so bin ich auf die Todesanzeige des Onkels gekommen, der Stephanie rettete."
Verwundert war ihre kleine Familie schon, als Historiker aus Wuppertal in Oregon anriefen und sie nach Wuppertal einluden: "Wir hatten ein wenig Angst, weil keiner von uns wusste, wie Deutschland geworden ist", sagt John Briscoe, "aber wir freuen uns sehr, dass wir hier so gut aufgenommen worden sind." Der Schwiegersohn und Tochter Lynn begleiteten sie. Zusammen erkundeten sie nun die Stadt.
Unter anderem nahmen sie an der Gedenkfeier am Mahnmal Kemna teil. Auch ihr altes Wohnhaus wollten sie am Wochenende besuchen: "Ich möchte alles sehen, was ich von früher kenne," erzählte Douglas-Furman.