Cartoonist Phil Hubbe Humor gehört zum Thema Behinderung und Krankheit dazu

Mit Behinderung und Krankheit setzt sich Cartoonist Phil Hubbe in seinen Arbeiten auseinander — er stellt in der Färberei aus.

Phil Hubbe: „Für Betroffene ist es wichtig, dass man sich dem Thema mit Humor nähert.“

Phil Hubbe: „Für Betroffene ist es wichtig, dass man sich dem Thema mit Humor nähert.“

Foto: Carlsen Verlags GmbH

Barmen. Der Cartoonist Phil Hubbe zeigt noch bis zum 3. Dezember in der Oberbarmer Färberei am Peter-Hansen—Platz 1 rund 30 Arbeiten, in denen er sich mit dem Thema „Behinderung“ auseinandersetzt. Die Zeichnungen stammen aus den Jahren 2000 bis 2016 und sind unter dem Titel „Behinder-t-gründig“ zu sehen.

Die WZ sprach mit dem in Magdeburg lebenden 50 Jahre alten Zeichner, der bereits sechs Bände mit Cartoons veröffentlicht hat und mehrfach ausgezeichnet wurde.

Sie sind selbst seit über 30 Jahren an Multipler Sklerose erkrankt. Inwieweit begreifen Sie sich selbst als Behinderter?

Hubbe: Als Mensch mit Behinderung kann man mich sicherlich nicht bezeichnen, da ich noch ganz normal gehen kann, aber ich habe meine Beeinträchtigungen und zähle mich schon in gewisser Weise zu der Behindertenszene dazu. Ich werde von den „richtigen Behinderten“ wegen meiner Erkrankung auch akzeptiert.

Wieso haben Sie für einige Ihrer Cartoons das Thema „Behinderung“ gewählt?

Hubbe: Motiv war, dass ich als Cartoonist ein Thema aufgreifen wollte, von dem ich selbst Ahnung hatte und von dem ich betroffen bin. Später habe ich dann gemerkt, dass es für Behinderte auch wichtig ist, dass man sich mit Humor dem Thema nähert. Wenn man Behinderte als Mitmenschen anerkennen möchte, heißt das auch, dass man mit ihnen und über sie lachen kann. Angefangen hatte ich aber mit politischen Karikaturen für Tageszeitungen, das mache ich auch heute noch.

Wie sind die Reaktionen der Besucher auf Ihre Zeichnungen zu Behinderten?

Hubbe: Da sind die Reaktionen ganz unterschiedlich. Von Menschen, die keinen oder nur wenig Kontakt zu Behinderten und der Szene haben, kommt oft: „Das geht nicht, das darf man nicht!“. Die Betroffenen gehen damit aber ganz anders um. Für sie gehört Humor zum Thema dazu - von ihnen bekomme ich dann eher noch Beschwerden, weil ich ihre Krankheit oder ihre Behinderung noch nicht gezeichnet habe.

Begreifen Sie die Auseinandersetzung mit dem Thema auch als einen Beitrag zur Inklusion, also der Gleichstellung von Behinderten und Nicht-Behinderten?

Hubbe: Das Thema „Inklusion“ ist auf jeden Fall wichtiger geworden. Auch die Bereitschaft, das Thema mit Humor anzugehen, ist deutlich gewachsen. Viele Behindertenverbände bestellen mittlerweile auch Zeichnungen dazu bei mir, früher hatten sie sich an das Thema nicht herangewagt. Nun wird mein Humor dafür genutzt, das Thema etwas lockerer anzugehen. Deshalb bekomme ich jetzt auch Einladungen zu Veranstaltungen, wo ich etwas zum Thema „Inklusion“ sagen soll.

Wie sind Sie Cartoonist geworden?

Hubbe: Ich wollte schon als Kind Comic-Zeichner werden. Nach einem abgebrochenen Mathematikstudium wollte ich Graphik studieren. Da kamen aber die Diagnose meiner Krankheit und auch die Wende dazwischen. Da gab es dann andere Möglichkeiten, so dass ich mich auch ohne Abschluss als freier Zeichner behaupten konnte. In dem Sinne habe ich aus meinem Hobby einen Beruf gemacht — und ich kann damit auch noch meine Krankheit verarbeiten.