Johannes-Rau-Platz: Weinfreunde schätzen Vollmundiges
Rotwein ist im Kommen — auch beim 31. Winzerfest auf dem Rathausvorplatz in Barmen.
Barmen. Kraftvoll, wild und mächtig: „Das sind die Aromen, die ich suche“, sagte Klaus Hinze. Auf der Suche nach einer Alkohol- und Gerbstoffbombe, die mit monumentaler Säure zündet, lockte es den Weinliebhaber zum traditionellen Winzerfest auf den Barmer Johannes-Rau-Platz.
Dort ließen am Wochenende zehn Winzerbetriebe aus verschiedenen Anbaugebieten die Geschmacksknospen erblühen. Neben Weißwein und Rosé regierte nun auch verstärkt Rot die Weinkarten.
Obwohl es am Samstagnachmittag noch kräftig geregnet hatte, war der Platz vor dem Rathaus am Abend gut gefüllt. Zahlreiche Besucher prosteten sich dort zu, sie hatten die Qual der Wahl unter 200 verschiedenen Weinen. „Viele Gäste haben unter den Weinzelten Schutz vor dem Unwetter gefunden. Ich gehe davon aus, dass wir an den drei Tagen wieder hunderte Weinfreunde erreicht haben“, sagte Uwe Claß, Organisator des Winzerfestes.
Zum 31. Mal versorgten Weingüter von der Mosel, Nahe, aus Rheinhessen und der Rheinpfalz die kundigen Besucher mit ihren Erzeugerabfüllungen. „Damit sind alle klassischen Rebsorten vertreten“, erklärte Claß. Neben traditionellen Weißweinsorten wie Riesling, Silvaner oder Rivaner erfrischten jüngere Neuzüchtungen wie Grau- und Weißburgunder die trockenen Kehlen.
Aber auch Rotwein ist im Kommen: „Das Bewusstsein für Rotwein ist in Deutschland in den vergangenen Jahren stark gewachsen“, sagte Uwe Claß. „Schmiegsam“ und „vollmundig“ fielen die Bewertungen der Gäste bei Lemberger, Portugieser und Co aus. Lob gab es auch für den Blauen Burgunder. „Wir erzeugen momentan bis zu 30 Prozent Rotwein, was für die Mosel absolut ungewöhnlich ist“, verriet Winzer Hans Josef Schmitz vom Weingut Joh. Schmitz-Berres Erben.
Das Hauptmerkmal sei aber nach wie vor der für die Region typische Riesling: „Der Trend geht Richtung halbtrocken, trocken.“ Und dort, buchstäblich unter den Weinreben auf dem Johannes-Rau-Platz, ließen sich die Besucherinnen Helga Putzmann und Hannelore Dikty vom weniger trockenen „weinseligen“ Beisammensein treiben: „Es ist unheimlich gemütlich“, schwärmten sie zur Musik aus dem Hintergrund.