Motorrad-Nostalgie im Unterbarmer Hinterhof
Jürgen Kreutzer sammelt Oldtimer. Vor 12 Jahren ist seine Leidenschaft für alte Zweiräder entfacht.
Unterbarmen. Seine jüngste Eroberung ist eine „Göricke 326 K“ aus dem Jahr 1962, die das Herz von Jürgen Kreutzer, dem passionierten Sammler von Motorrad-Oldtimern, vor einem halben Jahr höher schlagen ließ. „Mein erstes Moped habe ich für 3800 Mark aus Neu-Ulm gekauft — eine NSU Quick von 1951“, erzählt Kreutzer stolz. Das war vor zwölf Jahren. Da packte den 52-jährigen Wuppertaler die Leidenschaft. Heute besitzt er neben den 18 „alten Schätzchen“ auch Fahrrad-Oldies, wie etwa ein Opel-Fahrrad von 1934 oder zwei NSU-Räder, die er von einem Wuppertaler Sammler erstanden hat.
In seinem „Museum“ in einem Unterbarmer Hinterhof scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Neben einer Zapfsäule der Schwelmer Eisenwerke aus den 1920er Jahren mit zwei Kolben erinnern emaillierte Werbeschilder längst vergangener Zeit an Firmen und Benzinpreise, die der Urzeit zu entstammen scheinen. „Die Zapfsäulen waren in einem desolaten Zustand. Dank eines Kollegen erstrahlen sie heute in neuem Glanz“, freut sich Kreutzer, der auf Teilemärkten, im Internet oder bei Privatanbietern fündig wird.
Ob eine „Gritzner Monza“ von 1960, eine „Rixe RS 50“, eine „Zündapp Sport Combinette“ von 1967 oder eine „DKW Hummel“ von 1959 — die Farbtöne sind allesamt original, wie das Walgrau und Korallenrot der NSU Quickly L von 1956: „Fernsehkoch Horst Lichter soll haargenau das gleiche Modell besitzen, der ist genauso verrückt wie ich“, sagt Kreutzer, der sich selbst als „Süchtigen“ bezeichnet.
Jürgen Kreutzer über Oldtimer- Zeitschriften.
In seinem Reich zwischen Zweitakt-Mischer, Parkuhr und Schilderwald findet man auch einige DDR-Modelle, etwa eine „MZ ES 150“, Baujahr 1967, die legendäre „Simson Schwalbe“ oder eine „Simson SR2“ von 1958. „Ich habe gehört, dass die Ostdeutschen langsam viele alte Motorräder zurückkaufen“, berichtet der Junggeselle. Da die Räumlichkeiten limitiert seien, müsse auch manchmal ausgemistet werden: „Dann verkaufe ich die Motorräder, an denen mein Herz nicht hängt, manchmal mit Gewinn — das lindert den Schmerz“, sagt er schmunzelnd.
Ausschließlich Freunde, die sein Faible teilen und sich ebenso begeistern können, erhalten Einlass in sein „Museum“. Dann wird bei einem Bierchen geklönt und gefachsimpelt. Die Oldtimer-Zeitschrift darf dabei nicht fehlen: „Das ist meine Bibel“, lacht Jürgen Kreutzer.