Gesellschaft Musikszene will einen „Marktplatz“ für Wuppertal

Barmen · Über Crowdfunding sollen 10 000 Euro für ein Festival gesammelt werden. Beim Format „Agora“ geht es darum, Menschen allen Alters zusammenzubringen.

 Auf dem Gelände des Bob-Campus fand 2020 das erste Agora-Festival statt. Die Initiatoren hoffen auf eine Wiederholung.

Auf dem Gelände des Bob-Campus fand 2020 das erste Agora-Festival statt. Die Initiatoren hoffen auf eine Wiederholung.

Foto: Fotos: Jens Grossmann

„Agora“. So wurden im alten Griechenland die Marktplätze genannt. Ob Feldherr, Priester, Handwerker oder einfacher Bürger: Jeder der wollte, konnte an diesem zentralen Ort mit anderen Menschen in Kontakt treten und sich austauschen. In unserer modernen Gesellschaft gibt es so etwas eher selten. Daher haben sich einige junge Männer und Frauen aus der lokalen Hip-Hop-Szene überlegt, wie sie eine „Agora“ in Wuppertal ins Leben rufen können.

Leonard Schorm, dessen Rapper-Name „Cyrill“ lautet, ist einer der acht Initiatoren der „Agora“. Ziel sei es vor allem, Bürger aus allen Teilen der Stadt, allen Berufsschichten, Nationalitäten, Religionen und Altersgruppen zusammenzubringen. Schorm: „Wir wollen mit den Menschen über ihre persönlichen Wünsche und Probleme sprechen. Gleichzeitig wollen wir aber ebenfalls ihre Meinungen zu aktuellen Themen hören und diese im Rahmen der Agora diskutieren.“

Angefangen hatte alles Anfang 2020, erklärt Schorm. Damals hatte man zusammen mit dem internationalen Bund (IB) überlegt, Rapper im Stadtteil Wichlinghausen auftreten zu lassen. So entstand auch das erste Agora-Festival im Sommer 2020 auf dem Gelände des Bob-Campus. Einige Hip-Hopper kamen damals zur Veranstaltung unter Corona-Bedingungen. „Da waren dann DJs, Sprayer, Rapper und Breakdancer aber beispielsweise auch Politiker“, erklärt Rapper Max Barski, alias Maybe und ebenfalls mitverantwortlich für die Agora. Die Rap-Cypher, eine Freestyle Rap-Form, auf dem Festival wurde damals direkt zu einer kleinen Besonderheit. Sie steht unter dem Motto der Agora: Statt sich in den Texten gegenseitig fertigzumachen, rappten die Musiker über gesellschaftliche Probleme und Konflikte.

Träger bricht weg,
Jugendtheater springt ein

Um das nächste Festival zu finanzieren wurde eine Crowdfunding-Aktion über die Hertie-Stiftung ins Leben gerufen. Dabei sollen rund 10 000 Euro für die Agora gesammelt werden. „Diese werden dann in einen Fonds fließen, der uns ein Festival in jedem Sommer ermöglichen soll“, sagt Leonard Schorm. „Leider ist uns dann aber kürzlich mit dem IB der Träger des Projekts weggebrochen.“ Durch die Unterstützung des SPD-Bundestagsabgeordneten Helge Lindh konnten die Agora-Veranstalter dann aber schnell im Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater einen neuen Träger finden. Neben Lindh und dem Bob-Campus unterstützen unter anderem das Quartiersbüro VierZwoZwo oder das Rockprojekt Wuppertal die Idee.

Neben dem Festival werden weitere Veranstaltungen angeboten. „Wir wollen mit der Aktion vor allem auch Jugendliche ansprechen, deswegen veranstalten wir kleine Cyphers oder Interviews vor Ort in den Schulferien“, so Schorm. Wegen Corona läuft zudem vieles digital. Während der Crowdfunding-Aktion wird etwa auf Instagram einmal pro Woche ein Format mit dem Titel „Rap meets…“ hochgeladen. Max Barski oder Schorm leiten dort als Moderator in einer Videokonferenz eine Diskussion.

Erstmal hoffen die Agora-Initiatoren also, dass das Spendenziel erreicht wird. In ferner Zukunft hat Schorm indes die Vision von einer Agora als großes Hip-Hop-Festival.

Spenden sind bis zum 19. Mai unter folgendem Link möglich