Postshop am Schraberg muss schließen

Nach fast 22 Jahren soll die Filiale wegen Differenzen mit der aktuellen Betreiber-Familie aufgegeben werden. Die Anwohner sind ratlos.

Mitarbeiter Oktay Paratutmaz, Burkhard Rücker (v.l., Sprecher der CDU in der BV Oberbarmen) sowie die Kunden Walburga Hauke und Susanna Schälling und Pascal Berg ärgern sich über die Schließung.

Foto: Anna Schwartz

Schellenbeck. Gerüchte über eine Schließung des Postshops an der Straße Schraberg gibt es schon seit einigen Wochen. Nun ist es amtlich: Die Deutsche Post will die Filiale, die 1995 die erste in Wuppertal war und dann in einen Kiosk integriert wurde, zum 31. Mai aufgeben. Dies teilte das Unternehmen kürzlich mit. Dabei scheint der Bedarf für eine Post an dieser Stelle durchaus gegeben zu sein. Bis zu 2800 Postkunden monatlich nutzen das Serviceangebot in ihrem Quartier. Gerade ältere Anwohner ohne Auto sind ratlos: Wo sollen sie in Zukunft ihre Briefe und Päckchen abgeben?

Walburga Hauke ist seit der Eröffnung im August 1995 Jahren Kundin im Postshop Schraberg. „Ich habe gehört, dass die Filiale schließen soll. Aber das geht doch nicht. Wir brauchen hier doch eine Post“, meint die Seniorin. Dass es vielen Menschen im Quartier so geht wie Walburga Hauke, weiß Oktay Paratutmaz. Er hilft in dem Kiosk, den seine Schwester seit November 2015 betreibt und auch nach dem Auszug der Post weiter betreiben will, und kennt viele Kunden persönlich. Viele seien älter und hätten kein Auto, berichtet er. Dass die Post seiner Schwester gekündigt hat, kann er nicht verstehen: „Wir bedienen jeden Monat rund 1400 Postkunden, im Dezember waren es sogar 2800. Hier ist viel zu tun.“ Doch nicht nur die Kündigung als solche belastet die Geschwister, sondern die Umstände: „Wir sind letzten September überfallen worden. Fast 23 000 Euro wurden geraubt, davon rund 18 000 Euro von der Postbank. Da meine Schwester nicht versichert war, sollte sie das ganze Geld auf einmal selbst bezahlen“, berichtet Paratutmaz. Dies sei finanziell aber nicht möglich gewesen. Kurze Zeit später hätte seine Schwester die Kündigung erhalten.

Seitdem würden Pakete aus ihrer Filiale nicht mehr regelmäßig abgeholt, kritisiert Oktay Paratutmaz und zeigt auf einen riesigen Berg Päckchen und Pakete, die sich hinter dem Tresen stapeln. Weihnachten wäre es besonders schlimm gewesen: „Da standen fünf Tage lang 114 Pakete hier. Die Kunden waren wütend auf uns und haben uns beschimpft.“ Außerdem sei kürzlich eine wertvolle Warensendung geklaut worden, erzählt Oktay Paratutmaz. „Und offenbar denkt die Post, dass ich das war“, entrüstet sich der mithelfende Familienangehörige, der aber kein offizieller Postshop-Mitarbeiter ist. Deshalb habe das Unternehmen seiner Schwester mitgeteilt, dass er nicht mehr im Laden arbeiten dürfe.

Zu solchen Interna möchte sich die Deutsche Post auf WZ-Nachfrage nicht äußern, räumt aber ein, der Inhaberin vom Postshop Schraberg 35 zum 31. Mai „aus wichtigem Grund“ gekündigt zu haben. „Wir wollen am liebsten übergangslos eine neue Filiale eröffnen“, so Pressesprecher Achim Gahr. „Ob das klappt, weiß ich nicht. Wir sind gerade erst dabei, mit den umliegenden Einzelhändlern Gespräche zu führen.“

Dass die Post beabsichtigt, ihre Dienstleistungen weiterhin im Quartier anzubieten, findet Burkhard Rücker, Sprecher der CDU in der Bezirksvertretung Oberbarmen, wichtig: „Den Menschen hier kann nicht zugemutet werden, mit dem Bus zur nächsten Filiale zu fahren. Sie müssen die Post fußläufig erreichen können.“ Dieser Meinung ist auch Pascal Berg, obwohl er jung und motorisiert ist. Er holt jeden Tag die Korrespondenz seiner Firma aus dem Postfach in der Filiale Schraberg: „Zu Fuß bin ich in ein paar Minuten hier. Ansonsten müsste ich mit dem Auto einige Kilometer fahren.“