Rumänienhilfe steht vor ungewisser Zukunft
In diesem Jahr wurden 60 Tonnen Hilfsgüter geliefert. Wie und ob es 2017 weitergeht, ist unklar.
Barmen. Die Armut in Rumänien ist unvorstellbar. „Manche Leute wohnen dort in Lehmhütten und müssen ihr Wasser mit Eimern von weit entfernten Zapfstellen holen“, erzählt Arno Gerlach. „Die verbringen ihr ganzes Leben im Schlamm.“ Deshalb hat der Leiter der Rumänienhilfe auch dieses Jahr wieder die Strapaze des Hilfstransports auf sich genommen.
Zehn Tage lang war das 15-köpfige Team unterwegs. Mit vier großen Lastwagen und einem Mannschaftswagen bewältigten sie die weite Strecke nach Rumänien. Geschlafen haben die ehrenamtlichen Helfer währenddessen wenig. „Dort hatten wir dann Zeit, uns drei Stunden auszuruhen“, sagt Gerlach. Meistens jedoch mussten die Reisenden im Lastwagen schlafen, während ein anderer fuhr. Denn nachts luden sie normalerweise die Hilfsgüter ab und nutzten das Tageslicht für die nächste Fahrt. Zwischendurch besuchten sie Sozialstationen, um zu sehen, wo ihre Spenden hinkommen.
60 Tonnen Hilfsgüter hatte die Rumänienhilfe wieder dabei. Sie werden in den armen Regionen, insbesondere in den Grenzgebieten zur Ukraine und zu Moldawien, dringend benötigt. „Die Wohnverhältnisse sind kaum zu beschreiben. Manche Menschen leben regelrecht in Trümmern oder Ruinen“, berichtet Gerlach. Sie ernähren sich von Gemüse, das sie rund um ihre Hütten züchten. Wer Glück hat, kann zusätzlich ein Ferkel heranziehen. Oft sind auch die Eltern ausgewandert, um im Ausland Geld zu verdienen, und Großeltern oder Nachbarn kümmern sich um die Kinder.
Die Wuppertaler brachten den Familien warme Decken, Schuhe, Jacken und Bettwäsche. Manchmal sind es auch für uns ganz selbstverständliche Dinge, an denen es dort mangelt: „Waschmittel ist dort unten fast gar nicht zu kriegen.“ Für manche Rumänen sei die nächste Einkaufsmöglichkeit 30 Kilometer entfernt. „Die haben dann noch nicht einmal Geld für den Bus.“ Ohne Waschmittel jedoch steigt die Gefahr von Krankheiten.
Ärzte gibt es in den dünn besiedelten Gebieten jedoch selten, den Krankenstationen auf den Dörfern mangelt es am Notwendigsten. Die Rumänienhilfe bringt Verbandsstoffe, Krankenbetten und Medikamente dorthin. „Mir haben schon Ärzte erzählt, dass sie ohne unsere Hilfe längst ausgewandert wären“, berichtet Gerlach.
Doch die Hilfe ist gefährdet. Zum einen verliert die Rumänienhilfe ab Januar ihren Lagerraum auf dem Bremmegelände. Wenn sie keine kostenlose Alternative findet, kann sie keine Hilfsgüter mehr sammeln. Zum anderen sind die Kosten für den Transport kaum mehr finanzierbar. „Alleine die Mautgebühren für Österreich und Ungarn kosten 2000 Euro“, sagt Gerlach. Dazu muss der Verein die Miete für vier Lkw bezahlen. Denn anders als früher gebe es heute keine Firma mehr, die zehn Tage auf einen Laster verzichten kann und diesen als Spende zur Verfügung stellt. Deshalb war dieser 40. Hilfskonvoi vielleicht der letzte aus Wuppertal.
Die Rumänen hatten schon jetzt beim Abschied Tränen in den Augen. „Die haben uns eine riesige Torte mit wunderschönen Aufschriften gebacken“, freut sich Gerlach. Er hat im Laufe der Jahre viele Freundschaften mit Rumänen geschlossen. Viele von ihnen übernehmen auch zuverlässig die weitere Verteilung der Hilfsgüter vor Ort. Auch deshalb wäre es schade, die Transporte einzustellen.