Stadtentwicklung Spatenstich als Startschuss für die Kita an der Chamissostraße
Heckinghausen · 105 Plätze soll die Einrichtung vorhalten – doch um den Bau in Heckinghausen gibt es Kontroversen.
18 Meter Gefälle: Ein beträchtlicher Weg abwärts führt bis zur unteren Ebene des Areals an der Chamissostraße. Nicht zuletzt mit dem schwierigen Terrain dürfte das Selbstbewusstsein sich erklären, mit dem der Investor ProKiga das neue Kita-Projekt in Heckinghausen angeht. Gut präpariert zeigte man sich beim Spatenstich: Grund und Boden sind vorbereitet, die Arbeit kann beginnen.
Auf dem stark abschüssigen Gelände zur Gosenburg fand sich zuvor eine Wiese, zeitweise war eine Gärtnerei angesiedelt. Für Bauvorhaben ist die Lage nicht eben einfach. Der Konzern aus Heinsberg, der schon viele Kindertagesstätten in NRW verantwortete, ging jetzt die Lage an: 105 Plätze soll die Einrichtung anbieten, deren Fertigstellung fürs dritte Quartal 2022 geplant ist. Der Bedarf ist da: Der Ortsteil gilt als Schlusslicht, was die Versorgung mit Kita-Plätzen betrifft.
Stützmauer über eine
Länge von sechseinhalb Metern
Bevor es nun ans Mauern in die Höhe gehen kann, war erst der Grund zu schaffen: Neben den jetzt fertigen Bodenplatten bedeutete das, Stützmauern über eine Länge von sechseinhalb Metern zu errichten. Auch diese stehen nun. Laut Investor brauchte es für die Aufgabe Spezialisten: Die ausführende Firma ist vertraut mit komplexen Bauarbeiten in der Schweiz und Österreich. Soll heißen: mit Gebirge.
Die ungünstigen Bedingungen, damit war wohl zu rechnen, versetzten „ProKiga“ in eine komfortable Lag für das eigene Projekt. „Keiner wollte hier ran“, resümiert Michael Türk, geschäftsführender Gesellschafter, die Vorgeschichte, „jetzt kommt endlich jemand.“
Bedenken gegeben hatte es im Vorfeld unter anderem in puncto Verkehrsbelastung. Zum einen für die Zeit während der Bauarbeiten – aber auch für später, wenn die Tagesstätte in Betrieb ist: Fürs Abholen und Bringen der Kinder gab es Befürchtungen angesichts der ohnehin engen Straße. Die Stadt erklärt hierzu: Klare Auflage für den Bau sei, für diese Situation eine gesonderte Zone zu schaffen.
Zur Bedeutung des Projekts verweist Türk auf die gesellschaftliche Relevanz der Kinderbetreuung. Protest sei unter diesem Blickwinkel verantwortungslos. Er schlägt den Bogen zum Streitpunkt der Abhol-Staus, bekannt unter dem Stichwort „Elterntaxi“: Möglichst bis vor die Tür sein Kind bringen zu wollen, wird bekanntlich vielerorts als bequem und verwöhnt gesehen.
Wünsche aus der Bevölkerung auf Antworten zu geäußerter Kritik bescheidet Türk knapp: Ein Investor müsse sich nicht erklären. Informieren müsse stattdessen die Stadt: „Auskunftspflichtig ist die Verwaltung.“
Investor schlägt
Treffen mit der Stadt aus
Genau in dieser Haltung sehen Anwohner ein Problem. Die Informationspolitik hatte in der Vergangenheit ein Anwohner bemängelt, der indes betonte, nicht etwa eine Kita an sich sei sein Problem. In der Stadtteilpolitik teilt man beides: die Grundzustimmung, aber auch die Kritik am Kommunikationsstil. Heckinghausens Bezirksbürgermeisterin Renate Warnecke pflegte schon in der Vergangenheit einen vermittelnden Ton, mahnt aber auch: Mehr Offenheit könnte viel bewirken.
Zu einem vorgeschlagenen Treffen war der Konzern demnach in der Vergangenheit nicht bereit, was dieser auch bestätigt: Nach einem arbeitsreichen Tag wolle man sich ungern „beschimpfen lassen“. Warnecke dazu: „Es geht nicht um Beschimpfen.“
Türk sagt, bei seinen zahlreichen Bauprojekten habe er eine Ablehnung wie hier noch nie erlebt. Trotzdem oder deswegen: Ein Angebot des Gesellschafters kommt zum Abschluss des Spatenstich-Termins spontan daher. „Wir laden die Bezirksvertretung auf die Baustelle ein“, lautet nun das Versprechen. Sich vom Verlauf ein Bild zu machen, soll demnächst also möglich sein. Freilich: Es wirkt mehr generös als überzeugt.