Ungestört abgehört: Neues vom Kabarettungsdienst
Die Gruppe des Gymnasiums Johannes Rau stellt sein 23. Programm vor.
Barmen. „Wir sind der kleine, ganz geheime BND — schnüffeldischnüff. Wir wissen mehr als MI6 und NSE“. Denn hinter denen sind wir gerne gut versteckt!“, sangen die drei Spione mit schwarzen Anzügen, Hüten und Sonnenbrillen getarnt. Das Kabarett des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau stellte sein 23. Programm in der Schulaula vor: Politische Satire höchster Güte, von ausgebremster Energiewende über die East- und Westsidestory in der Ukraine bis in die Abgründe der Hölle, Abteilung Steuersünder nahmen die 14 Schülerinnen und Schüler Politik ordentlich auf die Schippe.
Das Besondere am Kabarettungsdienst: Die Schüler spielen nicht nur, sondern schreiben auch die Stücke selbst, die sie schließlich unter der Leitung von Michael Brischke und Sebastian Paas einstudieren. Natürlich kommen beim schulinternen Kabarett immer neue Schüler hinzu. Diesmal waren es sogar acht Neue bei sechs alten Hasen, so Leiter Brischke.
Anmerken konnte man das den Schülern jedoch nicht im Geringsten: Wie selbstverständlich standen, sangen und spielten die Schüler vollkommen selbstbewusst und talentiert — von Schüchternheit keinerlei Spur. „Wir sind hier wie eine Familie, wo jeder direkt herzlich aufgenommen wird und irgendwie überträgt sich dieser Spaß und die Energie dadurch auf uns“, freut sich Charlotte Reinke (15), der man ihr Lampenfieber nicht anmerken konnte.
Rainer Kokenbrink, Schulleiter
Auch Mitschüler Moritz Bauer (16) war zum ersten Mal dabei: „Man wächst natürlich auch durch die vielen Proben zusammen. Wir fahren nämlich sechs Tage in die Nähe von Münster, um da nochmal ganz in Ruhe zu proben.“ Auch für später ist der Kabarettungsdienst für die Schüler eine gute Referenz. So könnte sich Charlotte schon vorstellen, später Schauspielerin zu werden. Schulleiter Rainer Kokenbrink lobte das Kabarett: „Ganz klar räumen die Schüler hier mit dem Vorurteil auf, die Jugend sei so unpolitisch. Da beweisen unsere Schüler das Gegenteil.“
Die Spionageaffäre internationaler Geheimdienste gab „Ungestört abgehört“ seinen Namen. Doch neben verdeckten Datendieben, blieben auch Politiker, selbst Oberhaupt Angela Merkel, gespielt von Joscha mit Luftballons, Perücke und stilechter Mimik und Gestik, nicht verschont und wurden an den höchstbietenden Großkonzern im Publikum versteigert. Mit tosendem Applaus wurden die Schüler für ihr Talent und Engagement belohnt.