Verkehr Verein setzt sich für Fußgänger ein
Oberbarmen. · Die neue Ortsgruppe des Fuss e.V. will die Mobilität in Wuppertal gerechter gestalten. Beim Rundgang durch Heckinghausen zeigen sich Probleme.
Autos, Roller und Fahrräder – mit jedem zusätzlichen Fahrzeug werden die Wege für Fußgänger weniger und schmaler. Dies ist eines der Dinge, die der Fachverband Fußverkehr Deutschland (Fuss e.V.) heftig kritisiert. Der seit 1985 existierende Verein vertritt die Interessen der Fußgänger in Deutschland in allen Fragen bei Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit. Jetzt gibt es auch in Wuppertal eine Ortsgruppe, die sich mit dem Fußverkehr in der Stadt beschäftigt und diesen voranbringen möchte.
Das Ziel der Gruppe: Gleichberechtigung der Fußgänger mit den anderen Verkehrsteilnehmern. Wie genau das umgesetzt werden soll, erklärt Sprecher Thorsten Niebuhr: „Wir wollen kürzere Wartezeiten an Ampeln, damit diese häufiger genutzt werden, und die Gehwege ausreichend breit freihalten.“ Im besten Fall sollen es 2,50 Meter sein, mindestens aber zwei Meter, um auch Familien das Nebeneinandergehen und Menschen mit Rollatoren genügend Platz zu ermöglichen.
Fußgänger seien auch in Wuppertal in den vergangenen Jahren zunehmend an den Rand gedrängt worden, um Platz für Straßen und Parkplätze zu schaffen. Übrig geblieben seien schmale Schneisen zwischen geparkten Autos und Hauswänden.
Das ist auch beim Rundgang mit vier der bislang sechs Mitglieder der Gruppe durch Heckinghausen zu beobachten. Der Hinweis Niehburs an ein Paar, das gerade ihr Auto auf dem Gehweg geparkt hat, wird mit „Ich fahre ja eh gleich wieder weg“ quittiert – diese Antwort komme nur zu oft, berichtet Niebuhr.
Ziel: eine mobilitätsgerechte, nicht autogerechte Stadt
Das Gehwegparken einzuschränken, sei aktuell ihr Hauptziel, da man sich dafür nur mit der Stadt Wuppertal auseinandersetzen müsse und nicht mit politischen Parteien. Denn was das Parken angeht, sei die Stadt alleinige Entscheiderin, wo geparkt werden darf – und wo nicht. Leider werde das Falschparken, vor allem auf dem Gehweg, als Kavaliersdelikt toleriert und nicht häufig genug bestraft, bemängelt Gruppenmitglied Guido Mengelberg: „Die Politik toleriert einen Verkehr, der nicht dem Gesetz entspricht.“
Dass die Wuppertaler durchaus Spaß am Spaziergang und Zu-Fuß-Gehen haben, ist täglich auf der Nordbahntrasse zu beobachten. Diese verbindet die einzelnen Stadtteile nicht nur für Radler, sondern auch für Fußgänger. „Die Nordbahntrasse hat definitiv einen Impuls gegeben, mehr Fahrrad zu fahren“, lobt Rainer Widmann, ehemaliger erster Beauftragter für den Rad- und Fußverkehr der Stadt und jetzt Mitglied des Vereins.
Dieses Potenzial solle zukünftig für die Mobilität innerhalb Wuppertals genutzt werden. Er hat einen ganz konkreten Plan aufgestellt, wie das aussehen kann, am Beispiel der Problemstelle Heckinghauser Straße. Eine Problemstelle ist sie deshalb, weil zu wenig Ampeln vorhanden, die Verkehrsinseln zu eng und die Gehwege nicht breit genug sind. Seine Vorschläge: jeweils nur eine Autospur pro Richtung, dafür beidseitige Radwege und Parkstreifen sowie breitere Gehwege – alles sei bereits vermessen und machbar.
Dieser Plan sei ein Kompromiss zwischen allen Verkehrsteilnehmern, denn man wolle den Autofahrern ja nichts wegnehmen, sondern die Stadt von einer „autogerechten in eine mobilitätsgerechte Stadt umwandeln“, erklärt Mengelberg. Über einen Umbau der Heckinghauser Straße wird schon lange diskutiert, aktuell will die Stadt ein Gutachten zu einem möglichen Umbau ausschreiben.
Eine mobilitätsgerechte Stadt strebt der Verein auch zur Sicherheit der vielen Kinder an, die ihren Schulweg zu Fuß antreten. Dies ist vor allem Familienvater Niehbur ein großes Anliegen, dessen Tochter viel mit ÖPNV und zu Fuß unterwegs ist.
Es sei noch viel Luft nach oben in Wuppertal – orientieren könne man sich an vielen Großstädten in Europa wie Kopenhagen oder Trondheim, die es bereits geschafft haben, den Fußverkehr wieder populär zu machen.