Werner Schröder ist der „Eselflüsterer“ von Wuppertal (mit Video)

Werner Schröder ist am Alten Zollhaus als „Eselflüsterer“ bekannt — das stört einige Nachbarn.

Werner Schröder ist der „Eselflüsterer“ von Wuppertal (mit Video)
Foto: Stefan Fries

Hatzfeld. In schweren Arbeitsschuhen stapft der Mann über die Wiesen am Alten Zollhaus, schüttelt immer mal wieder den Kopf — und wirft einen Blick in den vollen Tragekorb in seinen Händen. „Ich trage hier jeden Tag eine ganze Ladung Müll zusammen.“ Werner Schröder zieht eine leere Tablettenplatte aus dem Unrat. „Vor ein paar Jahren sind zwei meiner Esel hier draußen gestorben, nachdem sie sowas hier gefressen haben. Plastik. Sie hatten keine Chance. Das war schlimm.“

Werner Schröder ist Hatzfelds „Eselflüsterer“. Den Namen hat er sich selbst gegeben, vor Ewigkeiten: „Meinen ersten Esel habe ich mit zwölf bekommen“, sagt der 62-Jährige. Insgesamt 18 Tiere stehen derzeit auf den Wiesen, die der Hatzfelder gepachtet und mit Ställen versehen hat. „Einige meiner Esel bekommen hier draußen ihr Gnadenbrot, oder sie werden in gute Hände weitervermittelt.“

Dann wirft Werner Schröder einen Blick auf zwei Neuzugänge. Die beiden Esel stehen etwas abseits, haben noch keine Namen und stammen aus Hannover. „Da wurden sie in einem dunklen Stall gehalten. Ohne Auslauf. Das ging so nicht. Jeder Esel hier hat seine eigene Geschichte.“ Als Werner Schröder sich ihnen nähert und sagt, dass es jetzt Futter gibt, heben die beiden Esel ihre Köpfe und laufen auf ihn zu, um Heu aus seiner Hand zu fressen. „Man muss nur gut mit ihnen sprechen, dann haben sie auch Vertrauen“, sagt der „Eselflüsterer“. Die beiden Hannoveraner spricht er laut und deutlich an. „Es kommt immer auf den Tonfall an, wenn man mit Eseln spricht. Man hört ja oft, dass Esel dumm sind. Stimmt aber nicht.“

Immer mal wieder gibt es Beschwerden aus der Nachbarschaft, und auch beim Ortstermin ist es zu hören — das Rufen, Fauchen und Schreien der Esel, wenn die Tiere sich untereinander und über die Zäune hinweg austauschen. „Mir hat ein Nachbar mal gesagt, dass sich das anhört, als würde der Esel direkt an seinem Bett stehen“, räumt auch der „Eselflüsterer“ ein. „Wenn möglich, bringe ich die Esel dann auf eine Wiese weiter weg.“

Mitarbeiter des Ordnungs- und Veterinäramtes hatten bei Besuchen bislang nichts zu beanstanden, heißt es von der Stadt, und in der Nachbarschaft selbst sind die Meinungen geteilt: „Natürlich hören wir die Esel“, sagt Dietrich Gense (30) in der Wohnsiedlung nebenan. „Aber mich stört der Lärm nicht, da ich Kinder habe.“

Demnächst will der „Eselflüsterer“ die Nachbarschaft einmal zu einem Familienfest einladen und so um Verständnis werben. Und es klingt fast so, als spräche Werner Schröder im Namen seiner Schützlinge: „Ich will hier draußen Freunde — und keine Feinde.“