Wuppertaler unter Dampf — im Auftrag der Kraftwerker

Lutz Hielscher hat an der Schmiedestraße eine Dampfturbine für die Essener Kraftwerksschule gebaut. Die Modelle der Firma sind weltweit gefragt.

Foto: Gerhard Bartsch

Nächstebreck. Wer den alten Dielenboden an der Schmiedestraße 52 andächtig unter sich knirschen hört und seinen Blick über die vielen Regalmeter schweifen lässt, der wird das Gefühl nicht los, es mit einer stattlichen Galerie von Zeitmaschinen zu tun zu haben.

Doch weit gefehlt: Was man nüchtern betrachtet als „technische Spielwaren“ bezeichnen könnte, sind Unikate made in Wuppertal, die längst weltweit gefragt sind. Davon hat vor einigen Monaten auch die Kraftwerksschule in Essen Wind bekommen und bei der Firma Lutz Hielscher in Nächstebreck eine Dampfturbinenanlage in Auftrag gegeben.

Gut 120 Arbeitsstunden später steht es auf einem Holztisch in der ehemaligen Schmiede an der Stadtgrenze zu Sprockhövel: Das Demonstrationsmodell — bestehend aus einem Dampfkessel inklusive Gasfeuerung, einer Dampfturbine und einem Generator zur Stromerzeugung — wird den Schülern in Essen im Kleinen zeigen, wie ein Wärmekraftwerk im Detail funktioniert.

Und es bleibt nicht nur bei einem dezent leuchtenden LED-Lämpchen: Das Modell ist so konstruiert, dass diverse elektronische Messgräte zu Studienzwecken angeschlossen werden können.

„Alles selbst gemacht“, sagt Thorsten Hielscher, und der 46-Jährige wirft an der Seite eines Vaters Lutz (76) einen fast schon andächtigen Blick auf die Auftragsarbeit. Selbst aus Neuseeland, Kanada und Japan kommt die Kundschaft des Wuppertaler Familienbetriebs, der 1972 mit der professionellen Fertigung von Dampfmaschinen begonnen hat.

Und das bedeutet nicht alleine Löten, Schweißen, Biegen, Drehen und Fräsen: „Wir machen das, was andere sich nicht trauen“, sagt Thorsten Hielscher. Kostproben? Eine gläserne Dampfmaschine wurde in Nächstebreck ebenso entwickelt wie eine Spezialdüse für einen elektronischen Deospender, der ohne Treibgase auskommt. Klassischer Technik sind eben keine Grenzen gesetzt. Und das gilt nicht nur für Zeitmaschinen.