Der Toelleturm feiert Geburtstag: Mit den Türmern hoch hinaus

Der Toelleturm wurde am 29. April 1888 eröffnet — und feiert jetzt seinen 125. Geburtstag. Rüdiger Hofmann hört nach über 40 Jahren bei den Türmern auf. Jürgen Staab ist der neue „Häuptling“ der 19 ehrenamtlichen Helfer.

Barmen. Die „netten Damen“ sind Schuld gewesen. „Die haben meine Familie und mich so freundlich am Turm empfangen“, erinnert sich Jürgen Staab. Die Damen, das waren die Türmerinnen, die Besucher auf den Toelleturm geleiten. Und Jürgen Staab, heute 47, war damals so begeistert, dass er direkt dem Barmer Verschönerungsverein, der sich um die Anlagen und das Denkmal kümmert, beitrat.

Dass er selbst einmal Türmer wird, hätte er vor zehn Jahren, frisch an die Barmer Anlagen gezogen, allerdings kaum gedacht. Und jetzt ist der WSW-Mitarbeiter sogar „Chef-Türmer“ der 19 Ehrenamtler. „Eigentlich gibt es den ja nicht, aber einer muss ja der Häuptling sein“, sagt er schmunzelnd.

Sein Vorgänger wird ihm erst einmal noch zur Seite stehen. Rüdiger Hofmann führt schließlich seit über 40 Jahren Besucher die 146 Stufen auf den Turm. „Aber mit 78 müssen auch mal Jüngere ’ran“, sagt er, wobei sein Nachfolger schnell nachschiebt: „Aber ich muss ja noch ein bisschen lernen.“ Auch seine Frau Mechthild wird ihn unterstützen.

Bis zu 2000 Leute begleiten die Türmer — zum Großteil Damen — auf den 26,25 Meter hohen Turm. „Wenn das Wetter passt und wir auch noch ein Fest hier haben“, erklärt Hofmann. Das gilt natürlich über den Tag verteilt. Soviel Platz ist dann doch nicht auf der Spitze mit fünf Metern Durchmesser. Normal seien an durchschnittlichen Tagen etwa 150 Besucher, die der Blick über die Anlagen und weit über Wuppertal hinaus lockt. Sogar die Schalke-Arena konnte Hofmann schon erkennen.

Unter den Besuchern seien viele Stammgäste — und Kinder. Die dürfen nur in Begleitung von Erwachsenen nach oben, „und überreden dann oft ihre Eltern“, hat Staab beobachtet. Sogar eine 91-Jährige hat schon den Aufstieg gewagt. „So schlimm ist er also nicht“, betonen die beiden Türmer, die einräumen, dass auch das Durchschnittsalter der Türmer eher im Seniorenbereich liegt. Staab ist mit 47 der jüngste unter den Männern. Bei den Damen senkt Christine Hertrampf (25) kräftig den Schnitt — die Tochter von Ilka Hertrampf, der Geschäftsführerin des Verschönerungsvereins, ist aber auch praktisch erblich vorbelastet. „Wir brauchen schon Nachwuchs“, sagt Staab. Ein bisschen fit sollte man schon sein, aber die Treppen seien jetzt nicht wirklich ein Problem. „Unsere Damen schaffen das ja auch.“ Und langweilig werde es nie. „Nur zieht es da oben etwas“, fügt er lachend an.

Wenn die Türmer nicht gerade mit Führungen beschäftigt sind, wird der Turm — nur eins von 17 Denkmälern in den Anlagen — auf Vordermann gebracht. „Es gibt eigentlich immer Kleinigkeiten zu reparieren“, sagt Hofmann. Gottlob seien die Zeiten vorbei, als der Turm vor dem Abriss stand (siehe unten). Sein Wunsch für die Zukunft: „Vielleicht haben wir ja mal eine Hochzeit da oben.“

“ Infos für Interessenten aber auch zu den Führungen (zwischen Ostern und Ende Oktober jeden Sonn- und Feiertag von 11 bis 17 Uhr) gibt es beim Verschönerungsverein unter Telefon 55 79 27.

www.barmer-anlagen.de