Am Röttgen prallen Welten aufeinander

Im Jugendzentrum ist das Klima rauer geworden. Integration ist kein Selbstläufer.

Foto: Andreas Fischer

Uellendahl. Sommerferien. Das heißt auch für das Jugendzentrum Röttgen: Es ist richtig was los. Voll und laut ist es. Die Kinder, das verrät der Lärm, haben Spaß. Nur Kleidung, die dreckig werden darf, ist erlaubt. Reste des Hindernisparcours stehen noch. Ein Reifenkanal etwa oder eine Kistenburg. „Taff Mudda“ haben die Organisatoren um Leiter Volker Vogeler das Werk genannt — in Anlehnung an die kommerzielle Version „Tough Mudder“, den Extrem-Hindenislauf, der rund um die Welt ausgetragen wird. Zufrieden guckt auch Tom Zimmermann, seit Anfang Juli Quartiermanager für den Uellendahl, den Kindern zu. „So wird das Gelände richtig genutzt“, sagt er. „Das ist doch ideal hier.“

So entspannt, wie es beim Ferienprogramm abläuft, geht es am Jugendzentrum aber nicht immer zu. Die „Offene Tür“ mit Mittagstisch, ein Angebot, das in erster Linie junge Flüchtlinge nutzen, stellt Vogeler & Co. mittlerweile vor Probleme. Gedacht ist die Offene Tür für die Kinder und Jugendlichen der Seiteneinsteigerklassen in der benachbarten Hauptschule. Gut 50 Schüler werden dort unterrichtet, etwa 35 kommen regelmäßig ins Jugendzentrum.

Volker Vogeler

Das Klima ist rauer geworden, sagt der Leiter. „Wir kommen an die Grenze des Machbaren.“ Verbal könnten sich viele Jugendliche aufgrund der Sprachbarrieren gar nicht unterhalten. Körperliche Auseinandersetzungen nähmen zu. So gerieten zum Beispiel Araber und Kurden in Konflikt. Mitunter bleibe keine andere Wahl, als die Polizei zu rufen. Diverse Hausverbote mussten bereits erteilt werden, sagt Vogeler.

Er klingt dabei ein wenig rat-, aber nicht tatenlos. Dabei helfen, solche Konflikte im Zentrum in Zukunft besser zu lösen oder am besten gar nicht erst aufkommen zu lassen, soll jetzt auch Tom Zimmermann. Der frühere Spielplatzplaner der Stadt betritt mit der Flüchtlingsarbeit beruflich gesehen ein bisschen Neuland. „Für mich ist das noch die Einführungsphase“, sagt der 60-Jährige. Den Uellendahl kennt Zimmermann dafür gut, leitete er vor Jahren doch das mittlerweile geschlossene Jugendzentrum „Flop“ im Stadtteil.

Dass es im Jugendzentrum Röttgen öfter mal körperlich zur Sache geht oder untereinander gedroht wird, musste auch der neue Quartiersmanager beobachten. Was man dagegen tun kann? „Wir versuchen, unsere Werte zu vermitteln“, sagen Vogeler und Zimmermann, der in den Flüchtlingen auch „Demokratietransporteure“ sieht, die das, was sie hier lernen, auch in ihre Heimatländer bringen können. Das gemeinsam mit den Helfern den jugendlichen Besuchern näher zu bringen, fange schon bei Kleinigkeiten an. Wer etwas im Zentrum kaufen möchte, bekommt es billiger, wenn er „Bitte“ sagt.

Eine Idee, so Vogeler und Zimmermann, sei es auch, kleine Filme zu drehen, die den Jugendlichen verdeutlichen, wie man sich höflich verhält, miteinander umgeht. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, Humor soll auch dabei sein. „Partizipierende Medienarbeit“, nennen die beiden das. An weiteren Konzepten werde gearbeitet, als Gemeinschaftsprojekt.