Mittelalter-Aktionswoche: Kinder schärfen ihren Blick für Wüstenbussard und Co.

Im Rahmen der Mittelalter-Aktionswoche gab es eine Flugschau mit Raubvögeln zu sehen. Auch Fotos standen auf dem Programm.

Foto: Anna Schwartz

Hardt. „Alaska hopp“ schallte es über die große Wiese nahe der Gewächshäuser auf der Hardt, und schon setzte sich der amerikanische Weißkopfseeadler in Bewegung. Er zischte nur knapp über die Köpfe der vielen zusehenden Kinder hinweg und landete auf den von einem Lederhandschuh geschützten Arm von Falkner Pierre Schmidt. Dort wartete nämlich das „Leckerli“ zur Belohnung, ein totes Küken, von dem „Alaska“ einen Happen nahm, um dann wieder zurück zu einer der vier gleichfalls anwesenden Falknerinnen zu fliegen.

Im Rahmen der vom Fachbereich Jugend & Freizeit der Stadt Wuppertal veranstalteten Mittelalter-Aktionswoche war Donnerstagmorgen Falkner Pierre Schmidt aus Gymnich-Erftstadt zu Gast. Insgesamt vier prächtige Greifvögel hatte er in seinem Ford Ranger mitgebracht: besagten Alaska, der als König der Lüfte natürlich seinen eigenen Kopf hatte, nicht wie ein Hund gehorchte. Ein wenig zickig flog er auch mal auf ein Schuppendach oder setzte sich zwischendurch gelassen ins Gras, um dann zu Fuß, mit hoppelnd schaukelnden Gang nicht ganz so viel Würde auszustrahlen wie beim erhabenen Flug oder in US-Wappenvogelpose auf seinem Pflock.

Jana (9), Besucherin der Mittelalter-Aktionswoche

Ausgesprochen kinderfreundlich präsentierte sich „Medusa“, ein eleganter Wüstenbussard, der brav von einer Zehnerreihe zur anderen flog und sich auf jeden Kinderarm setzte. „Ein bisschen Angst hatte ich schon, als der so angeflogen kam“, gestand die neun Jahre alte Jana. Doch da sie, assistiert von einer Falknerin, ruhig stehen geblieben war, gab es keinen schmerzhaften Kontakt mit Krallen oder Schnabel. „Die Zuschauer und Mitwirkenden brauchen schon Disziplin“, warnte Pierre Schmidt, der in seine Darbietung stets die Kinder zwischen zweieinhalb und 14 Jahren mit einbezog. Munter und unterhaltsam erzählte er, dass die edle Kunst der Jagd mit Greifvögeln aus dem Orient gekommen ist und dort schon vor dem Bau der Pyramiden betrieben wurde. „Die Falknerei ist ein Weltkulturerbe, und Kaiser Friedrich hat im Mittelalter schon ein Buch darüber geschrieben.“

Der vierte Greifvogel auf seinem Pflock war Gunkel, der sibirische Uhu, der einen ruhigen Morgen verbrachte und sich auch von den bisweilen hernieder gehenden Schauern nicht stören ließ.

„Alle Vögel sind in der Falknerei geschlüpft und aufgewachsen“, so Pierre Schmidt, der in seinen Volieren etwa 30 verschiedene Greifvögel beherbergt und auch konsultiert wird, wenn irgendwo ein verletzter Greifvogel zu sehen ist.

„Man braucht die Liebe zum Tier“, wusste Schmidt, der die Kinder mehrfach aufsagen ließ: „Durch das Kennenlernen kommt das Schützenlernen.“

Er durfte sicher sein, dass die meisten der jungen Zuschauer ihr Herz für die edlen Vögel entdeckt haben, zumal die lammfromme Medusa auch später geduldig für Fotos mit den kleinen „Falknern“ zur Verfügung stand und sich brav auf den Lederhandschuhen ablichten ließ.