Neues Gewand für die Zentralbibliothek

Originalzustand als Vorbild: Die Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes wird für 1,8 Millionen Euro saniert.

Foto: Andreas Fischer

Zentrum. Damit die Zentralbibliothek auch ihr zweites Jahrhundert übersteht, ist in den vergangenen Tagen mit der Sanierung ihres historischen Gewandes begonnen worden. Die aufwändige Erneuerung der denkmalgeschützten Fassade ist mit Kosten in Höhe von 1,8 Millionen Euro verbunden, wovon die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 100 000 Euro beisteuert und der Stadt gestern Nachmittag einen symbolischen Scheck überreichte.

Der Fördersegen bezieht sich konkret auf die denkmalgerechte Renovierung der 64 Fenster, die das Herzstück der Sanierungsarbeiten darstellen. Bei deren Holz handelt es sich genau wie bei der aus Muschelkalksteinen bestehenden Natursteinfassade um die Originalmaterialien aus dem Baujahr 1929. Schon damals war das imposante Gebäude als Bibliothek genutzt worden, was letztlich ein entscheidender Aspekt für den gelungenen Förderantrag war. Während die meisten Bauten des Elberfelder Stadtkerns 15 Jahre später durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs in Schutt und Asche lagen, gehörte die Bibliothek zu den wenigen weitestgehend unversehrten Gebäuden.

„Für uns stand von Anfang an im Vordergrund, die Ursprungssubstanz so weit wie möglich zu erhalten und Scheiben einzusetzen, die dem Originalglas so nah wie möglich kommen“, erklärt Diplom-Ingenieurin Heike Groß von der Unteren Denkmalbehörde. So hat man sich beim Scheibeneinsatz für einen historisch-modernen Kompromiss entschieden. Während die energetische Doppelglassanierung von innen das heute gängige Float-Dämmglas vorsieht, wurde von außen ein ganz spezielles, wie vor 100 Jahren benutztes Maschinenglas verwendet. „Dieses Glas beinhaltet kleine Schlieren und sieht dadurch alt und zugleich lebendig aus“, erklärt Projektleiterin Petra Muhss vom städtischen Gebäudemanagement und gibt zu bedenken, dass heute verwendetes Glas im Vergleich dazu „gesichtslos“ sei.

Auch bei den dünnen Zwischenrahmen der Fenster hat man sich bewusst fürs Historische entschieden, hat kleine Risse und Macken sanierungsgerecht bestehen lassen und den erhöhten Aufwand außergewöhnlich kleiner Glasfelder in Kauf genommen. Technisch anspruchsvoll ist nicht nur die Verglasung, sondern die Übernahme der historischen Blendrahmen und Wetterschenkel. Auch die ursprünglichen Scharniere können den Fenstern erhalten bleiben, obwohl das Gesamtgewicht der Neuverglasung deutlich höher ist als beim Altglas.

„Hinter den Fenstern steckt ein jahrelanger Entstehungsprozess mit unzähligen Gutachten und Beratungen“, verrät Petra Muhss und lobt die gute Abstimmungsarbeit zwischen Gebäudemanagement, Denkmalbehörde, der verantwortlichen Baufirma aus Lemgo und Gutachter Norbert Engels vom Landschaftsverband. Dass die große technische Herausforderung auch die Praxis übersteht, ist den Winter über mit Hilfe eines bereits sanierten Musterfensters überprüft und als gelungen befunden worden.

„Wir freuen uns enorm, dass das Ganze endlich umgesetzt wird. Schließlich ist es eine große Wertschätzung für die Bibliothek und unsere Arbeit“, findet die neue Bibliotheks-Direktorin Cordula Nötzelmann. Die Frontfrau erhofft sich vom voraussichtlich im Sommer nächsten Jahres abgeschlossenen Umbau eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität und stellt eine große Einweihungsfeier in Aussicht. Bis dahin haben die Nutzer des Bücherparadieses trotz der Arbeiten im laufenden Betrieb keine allzu großen Einschränkungen zu befürchten. Zwar werden nach und nach einzelne Fenster abgeklebt und für einen Verdunklungseffekt sorgen, doch werden Ausleihmöglichkeiten und Öffnungszeiten dadurch nicht beeinträchtigt. Zudem will man die Bauarbeiten während spezieller Veranstaltungen und Lesungen kurzzeitig ruhen lassen.