Beispielhafter Aufbruch am Arrenberg
Ein Verein will Verantwortung für sein Quartier übernehmen und es neu beleben.
Arrenberg. Während die Blechkisten durch den Tunnel jagen, sollen über den Hang des Kiesbergs die Seifenkisten flitzen. Das ist nur eine, vielleicht die kleinste Vision, die ein sehr junger Verein für das kommende Jahr ins Auge fasst. Dieser Verein trägt den Namen "Aufbruch am Arrenberg" und hat sich gestern im Rahmen einer gutbesuchten Auftaktveranstaltung in der Villa Media gegründet.
Wer Anarchie als Synonym für Chaos versteht, wird sich heftig wehren. Dennoch verdient das, was derzeit im Quartier geschieht, in einem guten Sinne das Prädikat "anarchisch": bewegt an der Basis, frei von einem bürokratischen und hierarchischen Wasserkopf. Angepackt wird an der Wurzel, und genau dazu formuliert der Verein positiv gestimmte, realistische Ziele: "Verantwortung übernehmen, das Miteinander fördern, Denkmäler pflegen, Infrastruktur verbessern, Perspektiven aufzeigen, Zukunft sichern".
Keimzelle des Vereins war laut Michael May die Markthalle der Arrenberg’schen Höfe. May, zum Vereinsvorsitzenden gewählter Geschäftsführer von proviel, verweist damit auf die geradezu prophetische Begabung von Bodo Küpper, der seit Jahren das ehemalige Krankenhausgelände und neuerdings auch die Elba-Fabrik mit viel Engagement einer zeitgemäßen Nutzung zuführt.
Dieser ansteckende Optimismus war offenbar erforderlich, um Ideen zu bündeln und gemeinsame Ziele zu definieren. May jedenfalls gesteht, dass proviel seinen Standort einst nur gewählt hat, "weil die Immobilie preiswert war". Auch Jörg Heynkes, der vor zehn Jahren die Villa Media aus dem Boden stampfte, spricht für seine Anfangszeit von einer "sachlichen Entscheidung für die Immobilie" und nicht von einer auf das Quartier gerichteten Weitsicht.
Dazu war es erforderlich, die versteckten Qualitäten des Arrenbergs zu erkennen. Denn der einstige Gewerbe- und Produktionsstandort trägt die Blessuren des wirtschaftlichen Niedergangs. Wer es darauf anlegt, kann in einer Fotoreportage bequem die Stationen der Tristesse und der Armut dokumentieren.
Diese Spuren sollen nicht beseitigt, wohl aber mit neuem Sinn gefüllt werden. Mehrwert will der Verein schaffen, mithin auch den Wert von Immobilien steigern, damit es auch wieder attraktiv wird, die Häuser am Arrenberg zu pflegen. Ein Baustein wird es sein, leerstehende Ladenlokale erst einmal über die Zwischennutzungsagentur zu besetzen, um Leben ins Quartier zu holen.