„Es macht einfach nur wahnsinnig Spaß“

Birgit Degenhardt hilft ehrenamtlich in der Unterkunft für Flüchtlinge an der Hufschmiedstraße. Sie möchte die Zeit nicht missen.

Foto: Stefan Fries

Ölberg. „Leider sind wir ja ein bisschen geschrumpft.“ Birgit Degenhardt bedauert es ein bisschen, dass es derzeit ruhig in der Flüchtlingsunterkunft Hufschmiedstraße ist. Fünf Familien und einige junge Männer, insgesamt 37 Personen, wohnen derzeit in der ehemaligen Förderschule, die Platz für rund 250 Personen hat. Die 62-jährige gehört zum Team der Ehrenamtlichen, die sich um die Bewohner kümmern.

Begonnen hat ihr Engagement im September in Ronsdorf, als Flüchtlinge in der Turnhalle der Erich-Fried-Gesamtschule untergebracht wurden. „Wir waren bei der Informationsveranstaltung der Stadt und haben uns gemeldet.“ Sie und ihre Tochter Ann Christin (30) gehören seitdem zum Ehrenamtler-Team der Caritas und helfen bei der Essensausgabe.

Als die Flüchtlinge Anfang November von Ronsdorf in die Hufschmiedstraße umzogen, „standen sie als erste auf der Liste“, berichtet Laura Folkert von der Caritas, Gesundheitsökonomin und Leiterin der Einrichtung.

Birgit Degenhardt reicht jedes Wochenende sowie ein bis zwei Mal in der Woche die von einem Caterer gelieferten und im Haus erwärmten Essenspacks an die Bewohner. „Mittags gibt es zwei Essen zur Auswahl, abends Brot mit Wurst und Käse, manchmal auch so etwas wie Hähnchenschnitzel“, erklärt sie. Die Bewohner essen an Biertisch-Garnituren in der ehemaligen Aula, haupt- und ehrenamtliche Helfer geben das Essen über die Theke.

Dreieinhalb Stunden dauert eine Schicht für Birgit Degenhardt. Wenn sie nicht so lang mit dem Essen beschäftigt ist, kümmert sie sich auf andere Weise um die Bewohner, spielt oder malt mit Kindern, übt mit Erwachsenen Deutsch. „Einmal kamen mir sackhüpfende Kinder entgegen“, erzählt Laura Folkert. „Da wusste ich, Birgit ist da.“

Warum Birgit Degenhard sich engagiert? „Es macht mir einfach nur wahnsinnig viel Spaß“, sagt die Helferin strahlend. „Die letzten vier Monate möchte ich nie mehr im Leben missen.“ Ihr gefielen die Atmosphäre in der Unterkunft, die Kollegen, die Bewohner: „Man merkt, dass sie zufrieden sind.“

Über ihre Vorgeschichte der Flüchtlinge weiß sie meist nicht viel. „Ich will nicht so in sie dringen, nicht alles wieder aufwühlen“, erklärt sie. Sie weiß, dass einige per Boot gekommen, „viel gelaufen“ sind. Sie sieht, wie die Menschen mit ihren Smartphones Kontakt zur Heimat halten, sogar skypen, also Bildtelefon benutzen. Manchmal werde sie dann gebeten, den Verwandten in der Heimat zuzuwinken. „Ich habe mit einer Mutter gesprochen - und kein Wort verstanden“, erzählt sie lachend.

Die Bewohner hätten ja wenig zu tun, warteten jeweils auf den Fortgang des Verfahrens. Um Freizeitangebote kümmert sich die Bürgerinitiative Flüchtlingshilfe Nordstadt, die in der Alten Feuerwache Räume hat. Die Mitglieder bieten Sport und Sprachkurse an.

Die Menschen, die Birgit Degenhardt noch in der Turnhalle betreut hat, sind inzwischen ausgezogen. Sie wurden entweder anderen Städten zugewiesen oder zogen in Wuppertal in eine Wohnung. Als sie die Unterkunft verließen, sei sie traurig und froh zugleich gewesen, sagt Birgit Degenhardt. „Mit denen waren wir ja wochenlang jeden Tag zusammen.“ Inzwischen blieben die Flüchtlinge kürzere Zeiten in den Unterkünften.

Zu einigen ehemaligen Bewohnern hat sie noch Kontakt. „Ich habe gerade heute Morgen drei junge Männer getroffen, die jetzt in Ronsdorf in eine Wohnung haben“, berichtet sie. Drei andere junge Männer besucht sie auch regelmäßig in deren Wohnung.