Geschäft mit Tradition Friseur Blust ist seit 50 Jahren eine Institution in der Luisenstraße
Luisenviertel · Friseurmeister Klaus Blust eröffnete vor 50 Jahren an der Luisenstraße. Er erinnert sich unter anderem an die „Kopfball-Frisur“ von WSV-Torjäger Pröpper.
Klaus Walter Blust schaut sich in seinem Herren-Salon an der Luisenstraße um. „50 Jahre immer am selben Platz“, sagt er stolz und zeigt den vor wenigen Tagen eingetroffenen Goldenen Meisterbrief, den ihm die Friseur-Innung zu seinem Berufs- und Betriebsjubiläum verliehen hat. Am 25. März 1971, also heute vor genau 50 Jahren, hat der Friseur-Meister die Tür zu seinem eigenen Ladenlokal an der Luisenstraße 46 zum ersten Mal geöffnet. „Damals war ich 31 Jahre alt, hatte ein paar Wochen vorher die Meisterprüfung abgelegt und mich selbstständig gemacht“, erzählt der vitale Senior, der mit 81 Jahren den Kunden weiterhin mit Leidenschaft zum Beruf die Haare schneidet und sie bei Fragen zur Frisur berät.
1971, das war das Jahr, als der WSV in seine glänzende Regionalliga-Saison startete, an deren Ende der Aufstieg in die Bundesliga stand. Und die Asse um Manni Reichert, Gustl Jung, Emil Meisen, dem späteren Bayern-Torwart Manni Müller und natürlich „Meister“ Günter Pröpper waren Stammkunden beim WSV-Fan Blust. Schmunzelnd zeigt er ein Foto, auf dem Günter Pröpper sich einen „kopfballgerechten“ Haarschnitt verpassen lässt (Pröpper erzielte in der Saison 1971/72 kaum vorstellbare 52 Treffer, vorzugsweise mit dem von Klaus Walter Blust perfekt frisierten Kopf).
Klaus Walter Blust erinnert sich an die Arbeitskleidung von 1971. Das hieß: adretter Kittel und Krawatte. „Das war damals die normale Kleidung für einen Friseur“, so Blust, der den Standort seines Salons wohl mit Bedacht gewählt hatte. „Die Chefs der Deutschen Bank oder von Glanzstoff kamen regelmäßig zu mir“, erzählt der rüstige Friseurmeister, der mit dem späteren Landesvater und Bundespräsidenten Johannes Rau einen weiteren prominenten Kunden hatte, der sein Haupt von Blust frisieren ließ.
„Damals kostete ein Messerhaarschnitt 6,50 DM und mit French Lotion sogar acht Mark“, so Blust. Die Miete im Ladenlokal am lukrativen Standort war für damalige Verhältnisse mit 750 Deutschen Mark recht teuer. „Dafür musste ich schon eine Menge Haare schneiden.“
„Der Kontakt mit der Kundschaft hat mir immer Spaß gemacht“
Gingen dem Meister in den ersten Jahrzehnten noch zwei Gesellen zur Hand, so führt der Familienvater und dreifache Opa seinen Salon inzwischen alleine. „Mein Beruf und der Kontakt mit der Kundschaft haben mir immer Spaß gemacht. Schon damals, als ich mit 14 Jahren als Lehrling an der Wiesenstraße angefangen habe und auch später als Geselle bei Drobny auf der Klotzbahn“, zieht der gutgelaunte Klaus Blust zufrieden Bilanz. Er schaut auf einen Gegenstand, der um einiges älter ist als er: Seine antike Registrierkasse, die sich – so zeigt es ein Aufkleber auf dem Unterboden – schon 1914 die ersten Münzen und Scheine einverleibt hat. „Ein Schnäppchen, zu dem mir ein Freund verholfen hat“, so Blust.
Harte Corona-Zeiten auch für die Haarkünstler:„Einen dritten Lockdown für Friseure würde ich nicht mehr mitmachen, aber ansonsten steht es in den Sternen, wann ich die Schere aus der Hand lege.“ Allerdings lässt der „Meister der Schere“ es inzwischen ein wenig lockerer angehen. „Nach dem Ende des Lockdowns bei der riesigen Nachfrage habe ich zunächst acht Stunden gearbeitet, aber inzwischen schneide und frisiere ich nur noch Dienstag bis Freitag von 9 bis 13.30 Uhr und von 14.30 bis 17 Uhr. Und am Samstag öffne ich gar nicht.” Niemand wird es ihm verübeln.