Gerechtigkeitsbrunnen: Wiedersehen mit einer alten Dame
Der Gerechtigkeitsbrunnen hat seine Statue zurück. Ein Zeitzeuge war dabei.
Ostersbaum. Das genaue Datum hat er in gut sieben Jahrzehnten vergessen — aber das Bild, das ist Hans-Dieter Kaufung nicht aus dem Kopf gegangen. Wie Arbeiter mit einem Flaschenzug anrückten und die vier Meter hohe Bronzestatue des Bildhauers Bernhard Hoetger vom Gerechtigkeitsbrunnen rissen. Dass sie dabei zerstört wurde, war den Männern egal — „die wollten ja Granaten oder sowas aus ihr machen“. Dem kleinen Steppke Hans-Dieter Kaufung und seinen Spielkameraden vom Ostersbaum war das nicht egal. Denn sie hingen an der schönen Statue, die damals seit mehr als 30 Jahren den Brunnen auf dem Exerzierplatz zierte — im Wuppertal des Zweiten Weltkriegs.
Das ist lange her, und der Platz heißt inzwischen Platz der Republik. Und seit gestern hat der Brunnen, von dem jahrzehntelang nur eine schlichte Steinschale mit drei Löwen geblieben war, seine Hauptfigur wieder. Denn der rührige Elberfelder Hans-Joachim Camphausen hat gemeinsam mit dem Kunst- und Museumsverein 175.000 Euro gesammelt, um den Brunnen wieder in seine Original-Gestalt versetzen zu können (die WZ berichtete). Als Höhepunkt setzten Arbeiter gestern die Rekonstruktion von Hoetgers kolossaler Frauen-Figur wieder auf den Brunnen — natürlich ungleich zartfühlender als der Abriss-Trupp vor 70 Jahren. Und wieder ist Hans-Dieter Kaufung dabei — rein zufällig.
„Wir haben die Figur damals ,Alma‘ genannt“, erinnert sich der heute 76-Jährige, der inzwischen in Neviges wohnt, an seine Kindertage am Ostersbaum. „Wenn wir uns am Brunnen verabreden wollten, sagten wir: ,Wir treffen uns beim Alma.‘“ Gestern früh fuhr er zufällig am Platz vorbei, sah die Arbeiter der Düsseldorfer Kunstgießerei Kayser am Brunnen und hielt sofort an. Er ist begeistert vom Wiedersehen mit der rekonstruierten Bronze-Figur: „Fast so schön wie damals“, meint Kaufung und ergänzt: „Vielleicht ist sie ein bisschen kräftiger als früher.“ Er lacht und schiebt nach: „Aber das gilt wohl für uns alle.“