Kai Fobbe überarbeitet seine Video-Sequenzen
Der Künstler will seine Arbeit in neuem Erscheinungsbild präsentieren. Das Projekt „42xxx“ endet in diesem Jahr.
Elberfeld. Für Kai Fobbe beginnt jetzt die „zweite Halbzeit“ seines Projekts „42xxx“. An 21 Standorten seiner nächtlichen Illuminationen wird er in den kommenden Wochen Veränderungen vornehmen. „Der filmische Inhalt bleibt identisch, das Erscheinungsbild hat sich allerdings verändert“, sagt der 48-jährige Video-Künstler bei einer Stippvisite an der Villa Media. Dort präsentiert er auf gleich zwei Hauswänden jeweils 15-minütige Videosequenzen, die er von Regina Advento gemacht hat.
Auf der einen Wand bespannt die brasilianische Tänzerin Leinen mit Stoffen, auf der gegenüberliegenden nimmt sie die Stoffe wieder ab und schneidet Wimpel daraus. Wer die in schwarz-weiß gehaltenen Szenen entziffern will, muss schon ganz genau hinschauen. Zudem muss er die Neubearbeitung erkennen - am besten der Künstler steht hier beratend zur Seite.
„Ich habe über die Videos schwarze und weiße Linien schraffiert“, erklärt der gebürtige Bochumer. Das solle daran erinnern, dass sich der Blick des Betrachters an Schraffuren orientiert. Die Linien können horizontal oder vertikal verlaufen und sollen den Videos eine zusätzliche Ebene geben.
Das Projekt „42xxx“ war im Jahr 2014 gestartet - zunächst auf den Arrenberg konzentriert, fand das Vorhaben bald auch Unterstützung in anderen Stadtteilen. In diesem Jahr läuft die Aktion aus. Um die Standorte zu schaffen, braucht es finanzielle Unterstützung durch einen Sponsor sowie die Bereitschaft eines Hauseigentümers, seine Fassade nachtsüber illuminieren zu lasen. Zwischen 4000 und 10 000 Euro kostet es für einen Sponsor, unter anderem Stromkosten für den Beamer, der am oder nahe dem Gebäude aufgestellt wird, fallen ins Gewicht.
Kai Fobbe über die Gründe, warum einige Standorte abgesprungen sind
Mittlerweile haben sich 28 Standorte an „42xxx“ beteiligt— die meisten sind immer noch dabei, eine Handvoll aber auch schon wieder ausgestiegen. „Manche wollten die Stromkosten nicht mehr tragen, bei anderen gab es technische Probleme“, erzählt Fobbe. Zudem stehen noch zwei weitere Standorte aus.
Von seinem ursprünglichen Ziel, auf insgesamt 42 Fassaden von öffentlichen oder privaten Gebäuden in Wuppertal kurze oder etwas längere Videosequenzen zu zeigen, hat sich der Künstler mittlerweile verabschiedet. Dieser Plan sei „gescheitert“, räumt er mit Bedauern ein. Nachdem Fobbe im Februar vergangenen Jahres „Bergfest“ gefeiert hatte, sei die Nachfrage durch die Sponsoren deutlich zurückgegangen — offenbar hätten viele fälschlicherweise gedacht, er benötige keine weitere Unterstützung mehr. Schade sei auch, dass er mit seinen Illuminationen nur wenig aus der Talachse herausgekommen ist So gibt es leider keine Standorte in Stadtteilen wie Ronsdorf, Cronenberg oder Vohwinkel.
Deshalb habe er das künstlerische Konzept noch einmal überdacht und sich entschlossen, auf 21 der bereits bespielten Fassaden „neue“, eben mit schwarz-weißen Schraffuren veränderte Kunstwerke zu zeigen, erzählt Fobbe. So ist es zu den nun präsentierten Videos gekommen.
Wobei noch nicht alle Fassaden „umgerüstet“ sind. Das soll nach Angaben des 48-Jährigen bis Ende Februar der Fall sein. Mitunter muss allerdings an der einen oder anderen Stelle auch noch nachjustiert werden. Das ist an zwei Häuserfassaden in der Simonsstraße der Fall. Dort ist die Tänzerin Advento unter anderem im Hallenbad, auf der Probebühne oder im Studio von Fobbe zu sehen. Auf der rechts gelegenen Hauswand sind die Szenen allerdings kaum zu erkennen, weil der Kontrast völlig verschluckt wird. Hier muss der Künstler noch einmal an der Technik nacharbeiten.
Etwa 20 Stunden unbearbeitetes Filmmaterial hat Fobbe im Kasten. Die gezeigten Filme sind zwischen drei und 90 Minuten lang und laufen in Endlosschleife. Gemeinsam ist allen Sequenzen, dass die Szenen - in zumindest emblematischer Weise - die Industriegeschichte Wuppertals nachzeichnen. Durch die dauernde Wiederholung der Sequenzen werde an den Reichtum und die Tradition Wuppertals als Industriestadt erinnert, erklärt Fobbe.