Künstler zeigen Werke zum Thema Flucht

Im katholischen Stadthaus gab es am Montag Tanz zu sehen und Texte zu hören.

Foto: Stefan Fries

Elberfeld. „Fluchten“ heißt das Kunstprojekt der Caritas, das am vergangenen Montag in Wuppertal Station machte. Über ein Jahr lang haben sich 12 Künstler mit dem schillernden Thema Flucht beschäftigt. Dazu fand im Katholischen Stadthaus ein öffentliches Werkstattgespräch statt. Die Projektteilnehmer nutzten den Raum auf vielfältige Weise. Hier füllten sie seine Wände, bespielten ihn, erklärten ihre Kunst.

Die Wuppertaler Künstlerin Zahra Hassanabadi, die aus dem Iran emigrieren musste, überschritt ihn — und das in zweifacher Weise. Um ihre Skulptur anzuschauen, mussten die 50 Besucher zunächst hinaus in den Garten. Beim Betrachten des Werks stellte sich eine Reihe von Assoziationen ein. War das ein Embryo im Mutterleib? Eine große Frucht? Die Arche Noah? Ein Flüchtlingsboot?

All diese Assoziationen spielten im Tanz eine Rolle, den Chrystel Guillebeaud im Garten aufführte. Ihr Kopf tauchte aus einer mit Wasser gefüllten Schüssel auf. Sie ließ Tropfen wie Meeresgischt spritzen und streckte sich in alle Himmelsrichtungen — wie einer, der seinen Fluchtweg erst noch finden muss. Die Skulptur wurde Teil der Choreografie, als sie es wiegte wie die Mutter ihr Kind. Von der tänzerischen Umsetzung ihres Werks hatte Hassanabadi erst kurz vor dem Werkstattgespräch erfahren, war aber angetan: „Das hat die Dynamik von zwei Welten, die miteinander kommunizieren.“

Bruchlos setzte sich im Raum die Performance fort, als Chrystel Guillebeaud Denise Winters „Fuge gefaltet 17“ ihre Stimme lieh — einem Stück für vier Sprecher, die jeweils in einer anderen europäischen Sprache Texte vortrugen. Übersetzt heißt „Fuge“ nichts anderes als Flucht.

Wie Hassanabadi kam auch der Afghane Mohammad Ebrahimi als Flüchtling nach Deutschland. In einem alten Reisekoffer gestaltete er die 2001 von den Taliban zerstörte Buddha-Statue aus dem Bamiyan-Tal nach. Ebrahimi, der aus eben diesem Tal stammt, will daran erinnern, „dass unsere Kultur nicht vernichtet werden kann.“

Den Künstlerkreis erweiterten Erhard Ufermann und Ferhad Battal. Ufermann, der ehemalige Gefängnispfarrer, sprach über ein Projekt von JVA-Insassen als Puppenspielern — und über die befreiende Wirkung, die das Spiel mit Marionetten im Gefängnis haben kann.

Ferhad Battal, der in Wuppertal Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite steht, versammelte in seinem Text berühmte Geflüchtete der Weltgeschichte. Von Jesus und Friedrich Engels war dabei die Rede — und von sogenannten Steuerflüchtlingen. Ein seltsames Wort, wenn man an diejenigen denkt, die mit ihrer Flucht ihr nacktes Leben retten wollen.