Stadtgeschichte Platz der Republik: Der Platz rund um „Emma“

Der Platz der Republik hat sich stark gewandelt. Wo früher ein Bunker stand, ist heute das „Wohnzimmer des Quartiers“.

Foto: Anna Schwartz

Ostersbaum. Der Platz der Republik wirkt heute ein bisschen so, als wäre er so schon immer gewesen. Allein schon der Name deutet das Alter der Fläche an — die namensgebende Republik ist die Weimarer Republik, die Benennung war 1922. Dazu der historische Gerechtigkeitsbrunnen, den August von der Heydt 1910 stiftete.

Im Herzen des Quartiers

Dabei ist der Platz in seiner jetzigen Form erst Ende 2009 so geworden, wie er jetzt aussieht. Das hat nicht nur mit den Spielgeräten zu tun, den Flächen für größere und kleinere Kinder, dem Fußball- und Basketballfeld — sondern auch und vor allem mit dem Bunker, der erst 2009 abgerissen wurde.

Johanna Niedermüller vom Nachbarschaftsheim erinnert sich noch gut daran. Sie hat 1992 angefangen, dort zu arbeiten. „Damals habe ich noch von meinem Büro aus auf die Deweerthstraße geblickt“, sagt sie. Denn das Nachbarschaftsheim war in einem flachen Bau direkt an dem Bunker untergebracht, bevor es Anfang der 2000er in die ehemalige Kirche und das Pfarrheim am Platz der Republik gezogen ist. „Als der Bunker dann abgerissen wurde, gab es einen regelrechten Abrisstourismus“, erinnert sie sich. Frühere Anwohner seien gekommen und hätten sich das angesehen, Fotos gemacht. Auch sie habe ein ganzes Album mit den Bildern.

Wolfgang Vey hat auch noch Bilder davon. Aber er erinnert sich sogar an die Zeit vor dem Bunker. Denn der wurde erst 1942 gebaut. Erst, weil Vey schon 1934 an den Ostersbaum gezogen ist, an die Weißenburgstraße. Der 86-Jährige erinnert sich gut daran, wie der Platz früher aussah. Wer mit ihm darüber spaziert, erlebt es häufig, dass er den Finger hebt und an die Ränder des Platzes zeigt — dort war ein Lebensmittelgeschäft, da ein Friseur, da eine Gaststätte, dort auch. Vey erinnert sich an viele Jahre der Entwicklung — aber auch an seine Jugend auf dem Platz.

Der war damals eben, eingerahmt von Bäumen und „ein toller Spielplatz“. Wenn auch ohne Bebauung, ohne Geräte. „Wir haben hier Fußball gespielt“, erinnert er sich. In seiner Jugend gab es noch ein Toilettenhäuschen auf dem Platz, „wenn man von der Paradestraße hochkam, auf der rechten Seite.“ Mehr aber nicht. Der Platz wurde für das Militär gebraucht, als Exerzierplatz.

Heute gibt es hier einen großen Spielplatz auf der nördlichen Hälfte und einen für Kleinkinder auf der südlichen Hälfte. Bei guten Wetter sind hier unzählige Kinder und Eltern zu finden. Am Freitagmittag bei beginnendem Regen aber keine. Trotzdem sagt Niedermüller, dass der Platz sehr belebt sei. „Normalerweise tobt hier das Leben. Der Platz ist das Wohnzimmer des Quartiers“.

Und in dessen Herz steht der Gerechtigkeitsbrunnen mit einer 7,5 Meter hohen Skulptur. Im Volksmund hieß die Frau „Emma“ oder „Gib mich Honig“, weiß Niedermüller. Die Figur ist eine Rekonstruktion, 2012 von Hans-Joachim Camphausen aufgestellt. Das Original von 1910 war 1944 demontiert worden. „Vey erinnert sich: „Die wurde während des Krieges eingeschmolzen.“ Das Metall wurde für die Rüstung gebraucht. Die Löwen darunter blieben erhalten.

Der Platz hat schon viel gesehen. So wie Vey. Allein des Alters wegen. Er hat den Platz in vielen Formen gesehen. Und er ist begeistert von dem heutigen Platz: „Er ist optimal geworden“, sagt er.