St. Anna: Schüler unter Strom – und die Welt hat einen Kurzschluss
Schüler vom St.-Anna-Gymnasiumfeiern die Premiere von „Kurzschluss in der Oberleitung“.
Nordstadt. Die Welt spielt verrückt und weder US- Präsidentschaftskandidat Barack Obama, Fernseh-Schuldnerberater Peter Zwegat noch Wohnexpertin Tine Wittler (Einsatz in vier Wänden) können helfen. Der Kurzschluss hat den ganzen Globus erreicht - sozusagen lahm gelegt. Darin ist sich die sechsköpfige Kabarettgruppe "Notbremse" des Gymnasiums St.-Anna einig und hatte deswegen am Freitag in ihrer Schule mit dem Stück "Kurzschluss in der Oberleitung" Premiere.
Egal, ob Hypo Real Estate Bank, Ossetien oder das Netzwerk SchülerVZ - aktuelle Themen aus Medien, Gesellschaft, Politik und Schule werden in kurzen, knackigen Episoden Folgen durch den Kakao gezogen. So wird der amerikanische Wahlkampf in Form einer Versteigerung dargestellt, in der es nicht um politische Inhalte geht, sondern viel mehr darum, wer über das meiste Geld verfügt und sich dem Wähler möglichst gut darstellt. Barack Obama punktet mit seiner dunklen Hautfarbe, John McCain mit seiner Vergangenheit als Kriegsveteran und Sarah Palin mit ihrer schwangeren Tochter. Kein Wunder, dass bei den schlagkräftigen Argumenten Paris Hilton das Rennen macht - Satire in Reinform.
Die Darsteller begeistern das Publikum durch Szenen, die für viele Lacher sorgen, aber auch mit Dialogen, die zum Nachdenken anregen. Wenn die zwölfjährige Schülerin sich bei ihrer Mutter beklagt, warum sie immer noch Jungfrau und auf keinem Handyfilmchen zu sehen ist, so wird die Parodie übersteigert, die eigene Generation der Schüler ebenso ins Visier genommen, wie zuvor die Weltpolitik.
Ist es lustig oder einfach nur bitter, wenn die Eltern taten- und wortlos bleiben, ebenso wie die Fernseh-Psychologin Angelika Kallwass - es geht immerhin um ein kleines Mädchen. Messerscharf skizzieren die Notbremser ein einsames Mädchen, das sich aufregt, dass keiner ihrer virtuellen 500 Freunde online ist - schöne neue Medienwelt, sie hat halt einen Kurzschluss.
Die von Robin Meis inszenierte Vorstellung bietet ein pointiertes Programm, das die Absurditäten unserer Zeit treffend darstellt. Die Texte sind, wie bei den bisherigen vier Programmen der Notbremsen, von den Schülern selbst geschrieben worden - ein Ohren schmaus, wie das Publikum einhellig urteilte.