Serie: Mein ein erstes Mal Winterspaß auf der Wiese

Auf den Südhöhen liegt genug Schnee für eine Abfahrt. WZ-Redakteurin Katharina Rüth testet ihre Rodelfähigkeiten.

Foto: Andreas Fischer

Ronsdorf. Der Schlitten ragt über die Kante des Hangs, die vorderen Kufen mit meinen Füßen ragen in die Luft. „Alles okay?“, fragt meine Pilotin. „Alles okay“, sage ich entschlossen. Und los geht die Fahrt.

Dies ist natürlich nicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich Schlitten fahre. Aber das erste Mal seit vielen, vielen Jahren. Claudia Pfeffermann, die mit ihrer Tochter Hannah (7) den Nachmittag auf der Rodelwiese an der Staubenthaler Höhe verbringt, lässt mich mit auf ihren Schlitten. Hannah hängt sich auf ihrer Plastikscheibe hinten dran.

Wir gleiten den Hang hinab, holpern über ein paar Knubbel, nehmen Fahrt auf. „Ihr seid mit zu langsam!“, ruft Hannah von hinten, sie lässt unsere Schlittenleine los. Mir reicht die Geschwindigkeit fürs Erste, denn unten soll es eine Schanze geben, die ich in der weißen Landschaft nicht genau sehen kann. „Achtung!“, ruft Claudia Pfeffermann. Dann kippen wir sanft über die kleine Kuppe, schlittern langsam aus. Das war ja harmlos.

Dann geht es zurück nach oben. Hannah setzt sich schelmisch grinsend auf den Schlitten, den ich ziehe. Kein Problem, denke ich. Doch schon bald rutschen mir die Füße weg. Die Sohlen meiner Straßenschuhe versagen auf dem glatt gefahrenen Schnee am Hang. Ich muss den kleinen Fahrgast bitten abzusteigen.

Auf dem weiteren Weg nach oben erfahre ich, dass die Zwillingsschwestern Laura und Marie (7) heute ein echtes erstes Mal erleben. „Sie sind noch nie Schlitten gefahren“, berichtet ihre Mutter Michaela Kühn. „Im letzten Jahr gab es kaum Schnee, davor wollten sie einfach nicht.“ Und jetzt? „Laura hatte erst Angst, jetzt hat sie Spaß.“

Der Nachmittag hat die Mädchen bereits zu Profis gemacht. Mit einem Holzschlitten und einem Plastik-Bob sausen sie ins Tal. Wie es ihnen gefällt? „Gut!“, ruft Laura. Der Bob sei besser als der Holzschlitten, erklärt die Siebenjährige: „Weil der bremsen kann.“ „Ich finde den auch toll!“, ruft Hannah dazwischen. Sie ist schon seit Jahren ein Rodelfan. „Wir müssen bei jeder Schneeflocke los“, berichtet ihre Mutter.

Marie hat an ihrem Bob sogar einen Trick entdeckt: „Ich halte das Seil hier fest“ — sie spannt die Lenkschnur quer über ihre Oberschenkel, kann so die Hände neben ihren Beinen halten: „Dann kann ich auch bremsen!“, sagt sie stolz.

Schlitten und Bob hatte Familie Kühl noch. „Ich glaube, die stammen beide noch von meinem Mann“, überlegt Michaela Kühl. Klar seien die Kufen verrostet gewesen, bestätigt sie achselzuckend. Die hätte sie abreiben, das Metall mit Speck gleitfähiger machen können. Hat sie? „Nö!“, sagt sie lachend. Den Kindern reicht es.

Sie tauschen Bob, Schlitten und Plastikscheibe, fahren mal allein, mal zu zweit, mal mit ihren Müttern. „Wenn man runterfährt und den Schlitten wieder hochzieht, wird einem warm“, erklärt Claudia Pfeffermann. „Aber wenn man nur hier oben steht, bräuchte man eigentlich Glühwein.“ Tatsächlich weht ein ziemlich eisiges Lüftchen über die Felder.

Also steige ich besser wieder auf den Schlitten, diesmal ohne Begleitung. Mit mir allein gleitet er noch schneller. Bremsen und Lenken mit den Fersen funktionieren — man verlernt sowas wohl nicht. Die Schanze nähert sich — und hui, der Schlitten hebt wirklich ein bisschen ab. Herrlich.