Schluss mit lustig im Narrenkeller: Karnevalisten suchen neue Heimat

Nach 43 Jahren müssen die Jecken den „Narrenkeller“ im Bahnhof Loh verlassen. Der Eigentümer hat neue Pläne für das Gewölbe.

Loh. Johannes Rau hat hier schon gefeiert, Hans-Dietrich Genscher war auch da. Selbst Gäste aus den Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf waren neidisch auf das Gewölbe, lobten die „einzigartige Atmosphäre“. Der „Narrenkeller“ im Bahnhof Loh und der Wuppertaler Karneval, das gehörte einfach zusammen. Doch die närrische Geschichte nährt sich ihrem Ende, diese Session dürfte die letzte sein. Die Narren suchen eine neue Heimat.

Harald Thomé, Eigentümer des Bahnhofs Loh und Vermieter des Kellers, hat der Prinzengarde der Stadt Wuppertal Wuppertal zum 30. Juni 2012 gekündigt. Er baut derzeit das Gebäude samt Kegelbahn oberhalb des Kellers zu Tagungsräumen aus, darunter sollen — nach dem Weggang der Karnevalisten — Verwaltungsräume entstehen.

Ursprünglich wurde der Keller als Stall genutzt. Als die Prinzengarde 1969 ein neues Quartier suchte, fanden sie, wie es in der Chronik heißt, „eine mit Schutt angefüllte Katakombe“. 3890 Arbeitsstunden steckten die Jecken in ihren neuen Standort, mieteten es von der Deutschen Bahn, damals noch Besitzer des Bahnhofs. „Ein vereinseigener Klubraum, das ist schon etwas ganz Spezielles. Wir hätten gerne unser närrisches Jubiläum, 4 x 11 Jahre 2013 gefeiert“, sagt Präsident Dirk Kirchner. Doch daraus wird nichts mehr.

Dass Thomé andere Pläne hat, weiß die Garde schon länger. Jetzt erfolgte auch die Kündigung. „Das ist schon sehr traurig“, sagen Kirchner und seine Mitstreiter. „Wir wissen nicht, wo es weitergehen soll.“ Thomé habe, nachdem er vor einigen Jahren den Bahnhof Loh gekauft hatte, so Kirchner, den Narren zugesichert, dass sie bleiben dürften. Allerdings, betont Thome gegenüber der WZ, habe er nie gesagt, für wie lange. „Das wusste ich ja selbst nicht.“

Deshalb habe es auch nie einen langfristigen Mietvertrag, etwa über zehn Jahre, gegeben. Die Trauer der Karnevalisten könne er nachvollziehen. „Das ist schon ein super Ort.“ Allerdings sah Thomé auch Probleme bei der Nutzung — oben Tagungsräume, unten Karnevalsveranstaltungen — auf sich zukommen.

Die Karnevalisten suchen jetzt einen neuen Standort, was schwierig werden dürfte. Im Narrenkeller wurde nicht nur während der Session gefeiert. Regelmäßig fanden dort die Versammlungen des Vereins statt, auch der Wuppertaler Dachverband, das Carneval Comitee Wuppertal, traf sich dort. „Das ist ein herber Schlag für den Wuppertaler Karneval“, sagt dessen Vorsitzender Uwe Lischke. „Außerdem haben hier die Tanzgarde und das Männerballett trainiert“, ergänzt Guido Werner, Ehrenpräsident der Garde. „Und für die gilt erst recht: Nach der Session ist vor der Session.“

Während Werner derzeit Gespräche mit dem Vohwinkeler STV führt, um zumindest für die Trainingsstunden eine Alternative zu haben, schaut die Prinzengarde in die Röhre. Etwas in einer ähnlich günstigen Preislage wie im Bahnhof Loh zu finden, scheint fast unmöglich, räumt Kirchner ein. 200 Quadratmeter stehen ihnen dort zur Verfügung. Auch wenn die Narren sich derzeit auf die Session konzentrieren, schwingt zumindest im Hinterkopf ein Gedanke mit: Nicht schon Aschermittwoch, aber spätestens am 30. Juni ist im Narrenkeller alles vorbei.