Steuern: Ab zwei Hunden wird’s teuer
Die Stadt hat die Hundesteuer erhöht. Halter von zwei Tieren trifft dies besonders hart: Sie zahlen ab sofort 55 Prozent mehr Steuern.
Wuppertal. Seit eineinhalb und knapp drei Jahren leben die beiden Mischlingshunde Rena und Georgina schon bei Familie Günzel. „Wir haben sie aus dem Tierschutz übernommen“, erzählt Horst Günzel. „Sie wären sonst in Spanien getötet worden.“
Gern kümmert sich die Familie um die zwei Tiere, investiert Zeit und Geld in die Haltung der beiden. Doch seit diesem Jahr ist gerade die finanzielle Belastung für die Günzels enorm gestiegen. Der Grund: die Erhöhung der Hundesteuer.
Für zwei Hunde ist der Beitrag von 186 auf 288 Euro pro Tier und Jahr gestiegen — also um satte 55 Prozent. „Das sind zusammen 576 Euro. Das ist eine Summe, die schon weh tut“, sagt Horst Günzel. „Davon bezahlen andere ihren Urlaub. Wir müssen jetzt schauen, wo wir an anderer Stelle sparen.“
Nicht alle Hundebesitzer sind von solch heftigen Erhöhungen betroffen: Halter, die nur einen Hund haben, zahlen nur 16 Euro mehr als zuvor und Besitzer von drei oder mehr Hunden zahlten zuletzt bereits 264 Euro. Jetzt sind sie in einer Kategorie mit den Haltern von zwei Hunden zusammengefasst und zahlen ebenfalls 288 Euro — also nur 22 Euro mehr als vorher.
„Zuvor waren die Hundebesitzer in vier Kategorien eingeteilt“, erklärt Stadtsprecherin Martina Eckermann. „Besitzer von nur einem Hund, von zwei Hunden und von drei oder mehr Hunden sowie Halter sogenannter Kampfhunde.“ Die zweite und dritte Kategorie seien aber nun unter „zwei oder mehr Hunde“ zusammengefasst worden. Für „gefährliche“ Hunde sind sogar 1000 statt bislang 600 Euro fällig — mit einem Wesenstest kann der Halter sein Tier aber als „normalen“ Hund einstufen lassen.
„Die Hundesteuer soll auch eine regelnde Funktion haben, in erster Linie bei der Mehrhundehaltung“, erklärt Eckermann. Und da hätten viele Besitzer mehrerer Hunde gefragt, warum Halter von zwei Tieren bevorzugt werden. Das sei nun nicht mehr so.
Für diese Begründung hat Horst Günzel kein Verständnis: „Um dem Trend zur vermehrten Hundehaltung entgegen zu wirken, können doch nicht die, die bereits Hunde haben, immer stärker belastet werden“, so der Hundefreund. „Man hätte die neue Abstufung auch nur für Neuanmelder einführen können“, argumentiert Günzel. Denn bei Menschen, die bereits Hunde haben, werde die Anschaffung ja nicht mehr vermieden. Und als Familie mit Kind, Hunden und Reihenhaus sei die Steuererhöhung kaum zu stemmen.
Das sieht man bei der Stadt anders: „Im Monat sind es nur 17 Euro mehr für zwei Tiere“, sagt Martina Eckermann, selbst Halterin von drei Hunden. „Das ist nicht die Welt.“
Die Stadt rechnet bei der Hundesteuer mit Mehreinnahmen von jährlich rund 500 000 Euro — auch dadurch, dass mehr Tiere angemeldet werden. Um das zu erreichen, kontrolliert das Ordnungsamt derzeit gemeinsam mit dem Steueramt Hunde in der Stadt. „Die Steuermarke muss mitgeführt werden, am besten direkt am Hund“, sagt Eckermann. Wer seinen Hund noch nicht angemeldet hat, kann dies noch bis zum 15. März tun, ohne mit einem Bußgeld rechnen zu müssen (siehe Kasten).
Statt neuer Anmeldungen fürchtet Horst Günzel, dass nun vermehrt Hundebesitzer ihre Tiere loswerden wollen, weil sie sich diese nicht mehr leisten können: „So könnte das Aussetzten von Hunden wieder zunehmen“, glaubt der Familienvater — auch wenn so etwas für ihn selbst nie in Frage käme.
Martina Eckermann teilt diese Sorge nicht. „Dass die Halter derzeit stark gebeutelt sind, ist ganz klar“, sagt sie. Aber als Hundehalter müsse man ohnehin in der Lage sein, Rücklagen zu bilden, beispielsweise für Tierarztkosten. „Und wer seinen Hund wegen 17 Euro im Monat aussetzt, der hat ihn ohnehin nicht verdient“, findet die Stadtsprecherin.