Kultur Stößels Komödie wirft humorvollen Blick auf die Corona-Krise

Wuppertal · Ab dem 14. August führt das Ensemble ein neues Stück auf. Und spielt erstmals seit der Corona-Krise am Karlsplatz wieder vor Publikum.

Safak Pedük, Kristof Stößel und Dirk Stasikowski schlüpfen in die Rollen von Kerstin Schröder, Felix Schwarz und Helga Otto.

Foto: Matthias Morawetz

Abstand, Maske, Zimmer-Koller: Dinge, die uns coronabedingt seit Wochen begleiten. Kristof Stößels Komödie am Karlsplatz macht sich daraus kurzerhand einen Spaß: „Ich hasse dich – heirate mich!“ verspricht ab dem 14. August einen humorvollen Blick auf Corona und Co – sogar mit Tanz.

Für Bewegung zur schwungvollen Musik soll die Zusammenarbeit mit der Tanzschule Schäfer sorgen. Rasant am Werk von Florian Battermann und Jan Bodinus scheint aber auch das Entstehungstempo, ist doch die Story denkbar aktuell: Die Tanzlehrerin Kerstin muss sich pandemiebedingt aufs Online-Coachen verlegen und hat zudem ein privates Problem, wurde nämlich frisch verlassen. Spontan setzt sie auf Abstand: Vorzug des nächsten Partners soll gerade sein, dass man sich nicht ausstehen kann. Ganz gelegen kommt ihr so, dass Nachbar Felix sich beim Schreiben als Buchautor von ihrem Tanz-Lärm gestört fühlt und nicht nur als Tanzmuffel so gar nicht ihr Typ ist ... .

So gegenwartsnah ähnelt der Text seiner eigenen Entstehung. Coautor Battermann war an den eigenen Lockdown offenbar produktiv heran gegangen: „Ich schreibe Stücke“, gab er laut Theaterchef Stößel zu verstehen, als ab März alle Welt zu Hause bleiben sollte. Fast wie Figur Felix? Jedenfalls meldete er demnach über Facebook Vollzug, sprich: Der Text stand – und Stößel griff zu. Nach der Uraufführung in Braunschweig inszeniert nun Stößel die „Pandemiekomödie“ am Karlsplatz.

Die Maske wird im Stück
Teil des Spiels

Die Kerstin spielen in Wuppertal im Wechsel Safak Pedük und Michèle Connah, und obwohl als Musicaldarstellerinnen tanzversiert, ist Standardtanz allen neu. Nachdem zunächst in der Tanzschule Schäfer geprobt wurde, gelangen die gelernten Schritte nun auf die Originalbühne. Seit Monaten wird hier nicht gespielt – mit dem kleinen Vorteil, dass sie just dadurch frei und statt kleiner Probebühne schon nutzbar ist. Zwischenzeitlich war Stößel froh über die im Kulturzentrum Immanuel ermöglichten Gastspiele: „Nach der Krise werden wir sicher wieder Events zusammen machen.“

Wirkt auch das Schreib-Tempo des Stücks ungewöhnlich, vermittelt ein Probenbesuch ein fast normales Bild. Wie Wochen vor Premieren üblich, betreten die Schauspieler die Bühne teils mit Textbuch, testen aus, wie genau sie wo in der Kulisse agieren werden. Michèle Connah hockt rechts am Tisch und schreibt an einem Tanz-Ratgeber, weil sie ein Manuskript von „Felix“ Dirk Stasikowski gelöscht hat, während der für Tango oder Chachacha den passenden Schnaps sucht. Stößel als Regisseur gibt Hinweise. Beim Wiederholen wirkt die Szene dann witzig-fokussierter, wenn Felix mit seinen schräg betitelten Bestsellern prahlt und Kerstin mal gelangweilt, mal („Massagen für Muttis!“) baff reagiert.

„Die Maske stört“: Dieser Stoßseufzer ist halb scherzhaft allerdings auch am Karlsplatz zu hören – doch etwas anders: Die Zuschauer werden den sinnvollen Gesichtsschutz am Platz abnehmen dürfen, und auf der Bühne wird sie nicht etwa als Amtsauflage getragen, sondern weil zuweilen Teil des Spiels. Beim Proben nerven freilich kann sie ganz real. Doch Hauptsache, es wird wieder gespielt.