Wirtschaft Corona-Krise beschleunigt Online-Handel

Wuppertal · Viele Einzelhändler haben während Corona den Weg zum Online-Handel gefunden.

Während der Corona-Krise bieten immer mehr Wuppertaler Einzelhändler ihre Artikel auch im Internet an.

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Laut dem Online Monitor des Handelsverbands Deutschland ist die Bedeutung der Digitalisierung beim Einkaufen deutlich gewachsen. So stiegen im vergangenen Jahr die Online-Umsätze um elf Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. In der Corona-Krise mit ihrem wochenlangen Lockdown entdeckten zudem viele Menschen das Internet als alternative Möglichkeit beim Einkaufen für sich. Beim Wuppertaler Einzelhandel ist die Rolle des Onlinegeschäfts aber immer noch recht unterschiedlich verteilt: „Das reicht vom Buchhändler, der seit langem einen Online-Shop betreibt bis zum Fachhändler, der weder eine eigene Homepage besitzt noch bei Suchmaschinen wie Google auffindbar ist“, sagt Daria Stottrop, die bei der Wuppertaler Industrie- und Handelskammer den Geschäftsbereich Außenwirtschaft, Handel und Dienstleistung leitet.

Im Schnitt verfügt man im stationären Einzelhandel zumindest über eine Homepage oder einen Account bei den sozialen Medien. „Die Möglichkeit, über das Internet Handel zu betreiben, nutzen aber viele Einzelhändler bislang nicht. Online-Shops gibt es in Wuppertal neben dem Buchhandel vor allem bei den Filialisten. Hier bietet der dahinter stehende Konzern einen zentralen Shop im Internet an. Meist besteht wie bei Tschibo oder den großen Elektronikmärkten aber die Möglichkeit bei „Click & Collect“ online zu bestellen und die Waren vor Ort abzuholen. Dann kann zum Beispiel die bestellte Hose vor Ort anprobiert werden und man bekommt auch noch eine Beratung. Allerdings ist das dann meist kein Internetgeschäft mehr und die 14-tägige Widerspruchsfrist entfällt.“

Buchhandel hat die Entwicklung schon in den 90ern erlebt

Beim Buchhandel war es in der zweiten Hälfte der 90er Jahre der Druck aus dem Internet, der die Entwicklung beschleunigt hatte. So kamen Online-Buchhändler wie Bol und Amazon auf und zwangen die stationären Buchhändler zu reagieren. Sie haben über ihre Großhändler die Chance, Bücher über Nacht zu bekommen und ihren Kunden zu liefern. Außerdem gab es über den Branchenverband, den Börsenverein, das Angebot ohne großen Aufwand einen eigenen Online-Shop auf der Homepage einzurichten. Ein Angebot, das auch von Wuppertaler Buchhändlern genutzt wurde. Auch hier kann man neben dem Telefon über das Internet Bücher bestellen und dann im Laden vor Ort mitnehmen.

Onlineaffin sind Einzelhändler im Bereich Technik wie der Media-Markt oder Saturn. „Dieser Bereich war auch schon sehr früh im Onlinehandel aktiv. Das liegt auch daran, dass die Produkte im Internet leicht vergleichbar sind. Dazu kommen Schuhgeschäfte – wobei hier eher die Filialisten online aktiv sind als der Händler mit nur einem Geschäft in der Stadt. Zunahmen gibt es außerdem aktuell im Lebensmittelhandel. Gerade in der Corona-Krise nutzen vor allem ältere Menschen auch in Wuppertal den Lieferservice. Allerdings wird hier gerne noch klassisch über das Telefon bestellt, wenn man sich im Internet nicht so gut auskennt.“

Die Krise hat so eine Beschleunigung der Digitalisierung vorangetrieben und dem Online-Handel auch viele Neukunden beschert. Von denen war ein Großteil mit dem Einkauf zufrieden und kann sich vorstellen, auch weiter im Internet einzukaufen. Ob das für den Einzelhandel in einer Stadt wie Wuppertal nachhaltig wirkt, bezweifelt allerdings Ralf Engel von der Wuppertaler Geschäftsstelle des Handelsverbands: „Viele Einzelhändler haben die Sozialen Medien während des Lockdowns erstmals genutzt, um den Kontakt zum Kunden zu halten. Ob sie das jetzt fortsetzen, ist aber nicht sicher.“

Ein Online-Shop muss daraus auch nicht zwangsläufig entstehen: „Dazu braucht es eine lange Vorbereitung und ein Konzept, gerade wenn man Fördermittel nutzen will. Dazu kommt, dass der Handel im Internet nur dann funktioniert, wenn man über ein Warenwirtschaftssystem verfügt. Ohne das stehen Produkte online noch im Angebot, die im Laden längst ausverkauft sind. Der Weg zum Online-Shop ist ein langer Prozess, der vorbereitet werden muss. Das geht nicht so schnell in einer Krise. Aber da es weiter zu Lockdowns kommen kann, sollte man jetzt die Komfortzone verlassen und sich mit dem Thema beschäftigen“, betont Engel.

Genutzt wird in der Stadt die Plattform „Online City Wuppertal“, die in der Krise deutliche Zuwächse verzeichnen konnten. So finden sich dort aktuell etwa 100 Unternehmen, vor der Krise waren dies etwa 60. Hier wird eine digitale Infrastruktur angeboten, in die der stationäre Einzelhändler nur noch seine Inhalte einpflegen muss. Das erspart den Aufwand, ein externes Unternehmen damit zu beauftragen. Auch hier kann man den stationären mit dem digitalen Handel verzahnen und ein System wie „Click & Collect“ nutzen.

Genutzt werden teilweise auch in Wuppertal große Anbieter wie bei Ebay oder Amazon. Hier können lokale Einzelhändler einen Händler-Account einrichten und ihre Produkte im eigenen Shop online anbieten. „Da schwimmt man dann im großen Markt mit, was allerdings nicht bei allen Produkten ein Vorteil ist“, sagt Stottrop.

„Digitalisierung muss nicht für jedes Unternehmen bedeuten, dass man einen eigenen Online-Shop einrichtet. Wichtiger ist oft die Kommunikation mit dem Kunden und die Erreichbarkeit im Internet. Man muss dort auffindbar sein. Kommunikation kann auch über Whats-App oder über ein Youtube-Video erfolgen“, zieht Stottrop ein Fazit.