Diskussion Nur vier Prozent der Straßen in Wuppertal sind nach Frauen benannt
Wuppertal · Die Gleichstellungsstelle der Stadt wünscht sich mehr Namensgeberinnen.
Mehr als die Hälfte der Wuppertaler sind weiblich. Starke Frauen wie Else Lasker-Schüler, Selma von der Heydt, Elisabeth Schniewind oder Ruth Kolb-Lünemann haben die Geschichte und Gestalt der Stadt geprägt und den Grundstein ihrer Karrieren in ihrer Heimat gelegt, um von dort aus Großes zu bewegen. Es sind allseits bekannte, aber oft auch vergessene Persönlichkeiten – jedenfalls den Wuppertaler Straßennamen nach zu urteilen. Von circa 550 Straßen, die eine männliche oder weibliche Persönlichkeit als Namensgeber haben, seien lediglich 21 weiblichen Ursprungs, berichtet Martina Völker, Mitarbeiterin der Gleichstellungsstelle für Frau und Mann. „Das liegt vor allem daran, dass es damals einfach nicht üblich war, Straßen nach weiblichen Persönlichkeiten zu benennen. Sie wurden als nicht so berühmt wahrgenommen wie Männer. Und alte Traditionen sind schlecht zu brechen.“
Daher ist es der Gleichstellungsstelle ein großes Anliegen gewesen, geschlechtsspezifische Belange für die Benennung von Straßen berücksichtigt zu wissen und dies in die Straßenbenennungssatzung mit aufzunehmen. Um in der Umsetzung, im politischen Ablauf beispielsweise in den Bezirksvertretungen, dieses Ziel zukünftig auch erreichen zu können, wird den Fraktionen eine Vorschlagsliste von Persönlichkeiten der Stadt Wuppertal zur Verfügung gestellt. „Wir wollen Aufmerksamkeit für das Thema schaffen und erreichen, dass bei einer aktuellen Debatte um Neu- oder Umbenennungen zuerst in diese Liste geschaut wird“, so Völker weiter. Dass ein ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblich und männlich dieser 550 Straßen mit berühmten Namensgebern nicht mehr erreicht werden kann, sei ihr allerdings bewusst, denn der Umfang an Straßenbenennungen beläuft sich nach Angaben des Fachamtes auf nur etwa drei im Jahr.
In den vergangen Jahren wurden bereits eine Reihe starker Frauen auf der Webseite der Gleichstellungsstelle vorgestellt, beispielsweise Mathilde Wesendonck (in Elberfeld geborene Schriftstellerin und Muse des Komponisten Richard Wagner), Else Lasker-Schüler (deutsch-jüdische Lyrikerin) – nach dene bereits Straßen benannt worden sind – oder Charlotte Landé (in Wuppertal aufgewachsene Ärztin aus der ersten Generation von Frauen, die in Deutschland ihr medizinisches Staatsexamen ablegten). Auch seien im Rahmen der Veranstaltungen zu 100 Jahren Frauenwahlrecht alle ersten weiblichen Abgeordneten aus 1919 in Elberfeld und Barmen zusammengestellt worden. Es mangelt also nicht an guten Beispielen.
Aktuell läuft ein coronabedingtes Projekt der Gleichstellungsstelle, gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Frau und Beruf: Einmal pro Woche werden auf deren Web- und Facebook-Seiten „Starke Frauen“ aus Vereinen, Verbänden und Unternehmen vorgestellt, die sich speziell um die Belange von Frauen in der Corona-Zeit kümmern. Die AIDS-Hilfe Wuppertal, das Geburtshaus, die Frauen-Beratung oder das Frauenhaus erzählen in der Reihe „Stärke, Improvisation und Zusammenhalt - Lösungen in der Krise“ wie sie die aktuelle Zeit erleben. Damit sollen Frauen präsenter werden und mit gutem Beispiel vorangehen – und vielleicht irgendwann auch als Namensgeber für eine Straße fungieren.
Zu sehen ist das Ganze auf: