Student bezahlt Miete mit Nachhilfe

Beim Modell „Wohnen für Hilfe“ zahlen Studierende weniger, wenn sie Vermietern helfen.

Foto: Stefan Fries

Eigentlich sollte Lukas Urbanek (22) draußen fegen, die Hecke schneiden und auch sonst im Garten helfen. Das hat der Student auch schon gemacht, aber meistens kann er seine Arbeitsverpflichtung im Warmem und Trockenen absolvieren: mit Nachhilfe. Für Lukas Urbanek ist das ideal. So verdient er sein Wohnrecht und übt sich gleichzeitig als künftiger Lehrer. Er hat seine Bleibe nach dem Modell „Wohnen für Hilfe“ gefunden.

Und auch Familie Kremser, seine Vermieter, sind hochzufrieden. Sie haben in ihrem Einfamilienhaus in Ronsdorf unter dem Dach eine Einliegerwohnung. Zunächst vermieteten sie sie an Berufstätige, die für Projekte nach Wuppertal pendelten. „Von denen hat man kaum etwas gesehen, am Wochenende waren sie weg“, berichtet Lena Kremser. Als sie in der Zeitung von „Wohnen für Hilfe“ lasen, gefiel ihnen die Idee: „Wir helfen einem Studenten, der hilft uns, das ist eine tolle Win-win-Situaion“, erklärt ihr Mann Bülent Kremser.

Sie füllten die Bewerbungsbögen des Hochschul-Sozialwerks aus, wünschten sich tatkräftige Hilfe in Garten und Haushalt. Und lernten Lukas Urbanek kennen. Als der hörte, dass zwei Kinder zur Familie gehören, schlug er gleich vor, denen beim Sprachenlernen zu helfen. Denn er studiert Englisch und Französisch und wünscht sich viele Gelegenheiten, das Vermitteln zu trainieren. „Dazu gibt es im Studium wenig Möglichkeiten.“

Also übt er einige Stunden pro Woche mit Phillipp Kremser (15), englisch zu sprechen. Phillipp kann das gebrauchen. „Ich bin gerade so Durchschnitt“, gesteht er. „Aber selbst wenn ich Musterschüler wäre, würde ich das annehmen.“

Auch seine Schwester Kira (11) lässt sich von Lukas Urbanek bei Englisch und Französisch helfen. Bis zu fünf Stunden beträgt seine Verpflichtung laut Vertrag. Dafür zahlt er nur 215 Euro für sein 30-Quadratmeter-Appartment. In der Praxis sieht niemand genau auf die Uhr. „Er ist fast pflichtbewusster als wir“, sagt Lena Kremser lachend.

Das Modell Wohnen für Hilfe bietet das Sozialwerk seit 2012 an. Bisher konnte es aber nur drei Wohnplätze vermitteln. Die anderen Vermieter sind Rentner. Der eine lässt sich von zwei Studenten im Garten und beim Einkauf helfen, der andere freut sich über die Unterstützung einer jungen Studentin im Haushalt. Sie seien alle immer sehr glücklich, sagt Stephanie Rappenecker vom Sozialwerk, die regelmäßig nachhört. Anfragen für weitere Vermittlungen hat sie von Studenten. Es fehlen ihr aber Vermieter.