Suchtkrankenhilfe Suchtkrankenhilfe feiert dieses Jahr 40. Geburtstag
Der Zwist um das Café Cosa hat dem Verein zugesetzt.
Im vergangenen Jahr hat der Freundes- und Förderkreis Suchtkrankenhilfe wenig Grund zur Freude gehabt – der ungewollte Umzug des Café Cosa an den Kirchplatz, die teils negativen Reaktionen der Anlieger. Aber das wirft den Verein nicht aus der Bahn. Immerhin kann er in diesem Jahr bereits auf 40 Jahre Erfahrung zurückblicken. Das war Anlass für einen Rückblick im Café Okay, der ersten Einrichtung des Vereins.
Die Suchtkrankenhilfe wurde 1978 als Hilfsverein der Fachklinik Langenberg gegründet. 1981 wurde das Café Okay eröffnet. „Was war der Stand damals?“, fragt Vorstand Gerry Kasper. Die Weltgesundheitsorganisation hatte Sucht als Krankheit anerkannt, aber in Deutschland sei man noch nicht so weit gewesen. „Suchthilfe war bürokratisch“, sagt Kasper. Nicht zielgruppengerecht. Das habe man ändern wollen. Das Café Okay war die erste Anlaufstelle. Eine suchtmittelfreie Zone für alkohol- und medikamentenabhängige Menschen. Gabriele Krone, Einrichtungsleitung, sagt, es sei früher ein „bisschen teestubenhaft“ gewesen. Aber mit Billardtisch. So seien erst Schüler gekommen, bevor man sich an die eigene Zielgruppe hat wenden können. Aber es sei bis heute wichtig, den Süchtigen einen Raum zu geben, eine Chance, das Umfeld zu verändern und trotzdem unter Leute zu kommen. Café statt Kneipe. Die Akzeptanz sei hoch, bis heute. Am Besenbruch kämen auch die Anlieger aus dem Umfeld ins Café. So baue man Vorurteile ab, schaffe Integration.
Es folgte der Aufbau des betreuten Wohnens 1989. „Damit waren wir die ersten in der Region“, sagt Kasper. „Damals war Heimunterbringung Standard“. Aber im Heim könne man die Frage nach der weiteren Entwicklung, nach eigener Alltagsstruktur nicht so gut beantworten. Dann wurde die Einrichtung „Gleis 1“ eröffnet und das Streetwork-Angebot 1994 entwickelt.
Ohne viel Bürokratie
direkt an die Betroffenen wenden
Zuvor habe es eine stark politisierte Diskussion um das Methadon-Programm gegeben. Die Ausgabe von Spritzen galt als Hilfe zum Missbrauch. Aber die Zahl der Drogentoten war hoch. Wuppertal sei wohlwollend gewesen, erinnern sich Krone, Kasper und Klaudia Herring-Prestin, die Gleis 1 und Café Cosa leitet. An der Alexanderbrücke habe ein ausrangierter Linienbus gestanden, mit Graffiti bemalt. Darin haben Sozialarbeiter und eine Krankenschwester den Süchtigen geholfen. „Das war nicht so umstritten“, sagt Krone, die seit 1989 bei der Suchtkrankenhilfe arbeitet. Sie sagt das mit Blick auf die Diskussionen um das Café Cosa.
Das wurde 2007 eröffnet – dort wo, die Szene sich trifft und immer traf, am Döppersberg. „Wir brauchten eine Anlaufstelle für die, die nicht zum Gleis 1 gehen“, sagt Kasper. „Das ging zehn Jahre gut“. Dann kam die Kündigung, der Umzug, die Aufregung. „Wir haben gelitten im letzten Jahr“, sagt Kasper. Besonders weil „man uns die Intention abgesprochen hat, etwas an der Situation verbessern zu wollen“. Aber gleichzeitig wissen die Helfer auch um ihr Glück. „Der Umzug hat gezeigt, dass die Klienten mitgehen, dass wir akzeptiert sind“, sagt Herring-Prestin. Aber auch der zugesagte Neubau des Café Cosa sei „revolutionär“, sagt Kasper. So etwas gebe es nirgendwo anders für Suchtkrankenhilfe. „Als die Entscheidung fiel, bin ich aus allen Wolken gefallen.“
Das Café Cosa ist seit dem 4. Dezember geschlossen. Aktuell wird ein neues Konzept für die Maßnahmenteilnehmer erarbeitet, die im Café gearbeitet haben. Sie sind in einem Ausweichstandort an der Friedrich-Engels-Allee 122 untergebracht. 15 von 56 Maßnahmenteilnehmern, die durch die Suchtkrankenhilfe Arbeit haben. Ein Cosa-Ersatz ist das aber nicht, so weit weg vom Döpps.
Aktuell arbeitet der Verein an einem Programm zur Internetsucht. Denn Sucht hat viele Gesichter – und ist ständig im Wandel, wie der Verein.