Synagogenprozess: Goldberg spricht von Fehlurteil

Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde hält Antisemitismus für Tatmotiv.

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Wuppertal. Nach dem Brandanschlag auf die Barmer Synagoge hat das Wuppertaler Amtsgericht drei Palästinenser im Alter von 18 bis 29 Jahren zu Bewährungsstrafen verurteilt. Dass die Staatsanwaltschaft dagegen jetzt Berufung eingelegt hat, begrüßt Leonid Goldberg, Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde, der das Urteil aus erster Instanz heftig kritisiert.

„Das ist kein Urteil, sondern eine Einladung, um weitere Anschläge auf Synagogen und Kirchen zu verüben. Eine Bewährungsstrafe ist lächerlich, wenn man feststellt, dass es sich um eine schwere Brandstiftung handelt“, sagt Goldberg. Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde hätten mit Entsetzen auf das Urteil reagiert.

Leonid Goldberg hatte die Verhandlungen als Zuschauer im Gerichtssaal verfolgt. Die Motivation der Angeklagten sei purer Antisemitismus gewesen, lautet seine Einschätzung. „Ein Kind hätte von Anfang sehen können, dass die Angeklagten gelogen haben, als sie sagten, sie wollten ein Zeichen gegen den Krieg in ihrer Heimat setzen“, sagt Goldberg. Die Wahrheit sei, dass die Täter die Juden in Wuppertal nicht haben wollten.

Den Entschuldigungsbrief, den einer der drei Angeklagten vor dem Prozessbeginn über seinen Anwalt verbreiten ließ, lässt der Vorsitzende der Kultusgemeinde nicht gelten. „Für alle drei hätte ausreichend Gelegenheit bestanden, sich im Gerichtssaal oder in einer Verhandlungspause bei mir für ihre Tat zu entschuldigen. Das haben sie aber nicht getan.“

Der Berufungsverhandlung sind Goldberg mit gemischten Gefühlen entgegen. „Wir glauben noch an die Justiz“, lautet seine vielsagende Einschätzung. Die Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafen von zwei Jahren und zwei Monate sowie von zwei Jahren.