„Tal der Toten“: Die Zombies greifen an
Achtung, blutig: Mit Hilfe von Wuppertaler Hobby-Schauspielern dreht das Medienprojekt einen Zombie-Film.
Wuppertal. Wachsam späht Sascha Bayer an der Kante eines Backsteingemäuers vorbei. Stirn, Hals, Ohr und Hemd des 29-Jährigen sind mit Blutstropfen besprenkelt. Von seinem rechten Kieferknochen baumelt ein dunkelroter Hautfetzen, der Rest seiner Haut ist bleich wie Papier. Er blickt auf eine Gruppe Unversehrter. In wenigen Sekunden wird Sascha auf sie losgehen — mit acht weiteren blutrünstigen Zombies, wie auch Sascha selbst einer ist. Zum Glück ist das hier nicht Wirklichkeit, sondern nur ein Film-Set.
„Konzentration! Kamera? Ton?“, ruft Medienpädagoge Konstantin Koewes. „Läuft!“, antworten seine Kollegen vom Set. Und schon schlurfen und hinken neun blutüberströmte, blassgesichtige Kreaturen knurrend und röchelnd auf vier junge Menschen zu — die sich nach einem verzweifelten Kampf um Leben und Tod in ein Auto retten können. Vorerst.
Die Gruppe aus perfekt geschminkten Untoten, Überlebenden und Produzierenden ist eine von neun, die sich auf Einladung des Medienprojekts Wuppertal zum „Tal der Toten“ eingefunden hat. Ziel des Workshops mit diesem Titel: Zombiefilme selbst zu machen. Auf diesem Hinterhof einer verlassenen Barmer Fabrik — perfekte Kulisse — entsteht ein klassisches Zombie-Apokalypse-Drama.
„Andere Gruppen drehen Komödien oder Actionfilme. Wir decken verschiedene Genres ab“, sagt Medienpädagoge Konstantin Koewius, der an diesem Set die Fäden zusammenhält. Thomas Bartsch steuerte Idee und das Drehbuch zum Film bei. So etwas habe er sich schon lange gewünscht: „Jetzt kann ich das endlich umsetzen. Die Regieanweisungen und die Aufnahmeleitung machen total Spaß.“ Auch das künstliche Blut für die Darsteller hatte der 32-Jährige zuvor eigens gekocht: „Mit Lebensmittelfarbe, Kakao und Mehl, damit das so richtig ekelhaft dickflüssig wird.“
Fürs Auftragen der Mischung war unter anderem Benjamin Heisselmann zuständig. Zufällig ergatterte der 29-Jährige zudem die Hauptrolle. Mit Valerie Simanski (23), Matthäus Reuss (23) und Arne Schramm (15) setzt er sich gegen die Zombies zur Wehr. „Sie müssen uns am Kopf verletzen“, erklärt Zombie-Darstellerin und -Fachfrau Nicole Lutze (26) und ergänzt: „Wenn das Gehirn nicht mehr arbeitet, kann sich der Zombie nicht mehr bewegen.“
Inzwischen liegen zwei Untote vermeintlich tot am Boden. Konstantin Koewius rekapituliert, die Kampf-und-Flucht-Szene: Feinschliff ist angesagt. „Den Leuten macht es richtig Spaß, Zombies und Extremsituationen zu spielen“, sagt er, selbst auch zufrieden. Dann begeben sich alle wieder an ihre Plätze. Die Zombie-Gefahr ist noch lange nicht vorüber.