Tanztalente: Witz und Dynamik in der Börse

Uraufführung des Sommercamps schickt Zuschauer durch eigene Erinnerungen.

Wuppertal. „Liebe Passagiere, willkommen an Bord der 737. Und hier die Sicherheitshinweise.“ Diese werden pantomimisch nachgeahmt, bis schließlich eine klare Stimme die Stille durchbricht und den Lichtkegel auf die Mitte des dunklen Raumes fokussiert: „Bist du sicher, dass dich die Erhaltung der Menschheit noch interessiert, wenn alle deine Freunde tot sind“, hallt es durch die Dunkelheit — lautes Raunen im Publikum.

Witzig, nachdenklich, dynamisch: So war die Uraufführung von „We are recorder“ (zu Deutsch: „Wir sind Aufzeichner“) der Sommercamp Tanztalente am Donnerstagabend. Im Kultur- und Kommunikationszentrum Börse angekommen, ging es für die Besucher auf einen Flug durch die Anfänge und Erinnerungen der Kindheit. Mit etwa 110 Besuchern war die abendfüllende Choreografie bis auf den letzten Platz besetzt.

„Was macht der Mann da? Wie lange noch? Was ist das? Ist Papa jetzt eine Frau?“ — hektisches Durcheinander auf der Bühne. Im Bruchteil einer Sekunde haben alle zwölf Nachwuchstänzer im Alter von 17 bis 20 Jahren die Entwicklungsphase gewechselt und sind jetzt wieder fünf Jahre alt. So ratlos die Fragen auch sind, so hilflos sind auch die Gesichter, die nun in die Besucherreihen blicken. Dann löst sich das fragende Getümmel auf. Plötzlich steht Pamela Anderson alias Sarah Schulze Tenberge (18) auf der Bühne: „Ich werde jetzt loslaufen, dann einen Geheimagenten nachahmen und schließlich eine Raucherpause machen“, sagt sie und schlüpft kurze Zeit später in die unterschiedlichen Rollen.

Auch sonst wird der Abend von multiplen Identitäten begleitet: Wildkatzen liefern sich ein hitziges Gefecht, Pferde geraten außer Rand und Band, Rockstars drücken sich gegenseitig das Mikrofon in die Hand und schließlich stolziert ein vermummter Helge Schneider im Storchenschritt über den blanken Fußboden.

Doch nicht nur schauspielerisch hatte der Abend einiges zu bieten: Spätestens bei den gemeinsamen Tänzen wurde klar, was die bereits bühnenerprobten Tanztalente in den letzten drei Wochen bis zu acht Stunden täglich unter der Leitung von Sebastian Schulz und Nadja Varga gelernt hatten. Synchron, schwungvoll und malerisch tänzelte das Ensemble teils gemeinsam, dann in Kleingruppen, durch den freien Raum. „Das wird super“, versprach Varga bereits zu Beginn der Premiere, was sich durch jubelnden Applaus am Ende des Stücks bestätigte.

„Es war toll. Ich habe viel gelacht, aber auch nachgedacht“, meinte Besucher Bastian Fluss. Für zahlreiche Lacher hatten unter anderem Kuss-Übungen für Anfänger gesorgt, die die Sommertänzer nonverbal zum Ausdruck brachten. Auch Juliane Horn hatte die Aufführung besucht und stellte fest: „Ich fand es emotional ansprechend. Es ist wichtig, dass den Jugendlichen diese Weiterbildung ermöglicht wird.“