Meinung Tanztheater Pina Bausch: Immer wieder amateurhafte Rekrutierung

Am Ende steht immer Aussage gegen Aussage. Die eine Seite meint, es gebe kein Miteinander mehr, die andere Seite schildert die Zusammenarbeit als erfolgreich und führt als Beleg den unüberhörbaren Premierenjubel ins Feld.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Das ändert nichts an dem Umstand, dass Adolphe Binder und die Stadt Wuppertal beziehungsweise das Tanztheater Pina Bausch wohl getrennte Wege gehen werden. Wann und wie die Trennung vollzogen wird, dürfte noch ein Arbeitsgericht beschäftigen, wenn es ganz schlecht läuft. Aber es ist auch so schon unglücklich genug. Das Debakel passt überhaupt nicht in eine Zeit, in der sich Wuppertal und das Land NRW um dauerhafte finanzielle Unterstützung des Bundes für das noch zu errichtende Pina Bausch Zentrum bemühen.

Als zuständiger Dezernent ist Stadtdirektor Johannes Slawig (CDU) einer der Hauptverantwortlichen für das neuerliche Personaldesaster im Rathaus. Aber er hat Binder nicht ausgesucht, schon gar nicht allein. Die Findungskommission des Tanztheaters muss sich die Frage gefallen lassen, warum sie Berichte aus Göteborg ignoriert hat, wo Adolphe Binder vorher arbeitete und auch nicht im Frieden gegangen sein soll.

Nun wäre das alles nicht tragisch, wenn es sich um einen Ausrutscher handelte. Kein Mensch kann dem anderen hinter die Stirn blicken, und im Arbeitsalltag sind glänzendste Bewerbungen oft nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben stehen. Leider aber haben diese Ausrutscher in Wuppertal schon Tradition. Für das Missverständnis, Susanne Abbrederis zur Theaterintendantin zu machen, hat der sparsame Kämmerer Slawig tief in die städtische Kasse greifen müssen. Der mit hoffnungslos überdüngtem Vorschusslorbeer gestartete Dezernent für Recht und Bürgerbeteiligung entpuppte sich als Pusteblume, die vom ersten Gegenwind verweht wurde. Seine Demission lässt der Mann in den besten Jahren sich noch für ein paar Jahre fürstlich entlohnen.

Möglich sind solche Fehlentscheidungen nicht zuletzt auch dadurch, dass zu viele bei solchen Stellenbesetzungen mitreden, die von der Sache nicht viel verstehen und auch nicht viel verstehen können. Es ist bezeichnend, dass beispielsweise der Bürgerbeteiliger nur deshalb ins Amt kam, weil er das SPD-Parteibuch trägt und zufälligerweise Jura studiert hat. Aber das allein befähigt offenbar noch nicht, in der Verwaltung einer großen Stadt ein wichtiges Dezernat zu leiten.

Dennoch ist es richtig, sich von Personal zu trennen, das nicht in der Lage oder nicht willens ist, seine Arbeit vereinbarungsgemäß zu verrichten. Da ist das Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende deutlich vorzuziehen.

Das ändert nichts am Ärger darüber, dass Geld der Steuerzahler verschwendet wird, um Fehler zu korrigieren, die mit mehr Professionalität und weniger Beratungsresistenz vermutlich zu vermeiden gewesen wären. Für das, was der gescheiterte Bürgerbeteiliger, die entlassene Schauspiel- und die vermutlich bald ehemalige Tanztheater-Intendantin kassieren, hätte die Stadtverwaltung für mehrere Jahre dringend benötigtes Personal in anderen Ämtern und Betrieben einstellen können.