Diskussion Taxifahrer machen ihrem Ärger über Uber und die FDP Luft

Wuppertal · Podiumsdiskussion der IHK zum Thema „Digitalisierung: Wohin steuert das Taxigewerbe?“

Die Wuppertaler Taxifahrer fürchten eine Deregulierung des Marktes und die Konkurrenz der Konzerne.

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Es dauerte eine gute Stunde, bis die Taxiunternehmer aus Wuppertal und einige ihrer Kollegen aus Düsseldorf in Fahrt kamen. In der Fragerunde der Podiumsdiskussion zum Thema „Digitalisierung: Wohin steuert das Taxigewerbe?“ traten sie dann aber kräftig auf das Gaspedal und übten scharfe Kritik am Fahrdienstleister Uber und an der FDP.

In der Diskussionsrunde auf Einladung der Bergischen Industrie- und Handelskammer hielt Prof. Frank Fichert von der Hochschule Worms das Eingangsreferat, während Peter Zander, Vizepräsident des Bundesverbandes Taxi- und Mietwagen, sowie Dennis Heusser von Uber Deutschland die Gegenpole bei dem verbalen Schlagabtausch bildeten. Für die Liberalen hatte deren verkehrspolitischer Sprecher im Landtag, Bodo Middeldorf, „auf dem Beifahrersitz“ Platz genommen.

Die bewährten Strukturen der Taxiunternehmen geraten ins Wanken. Neue Angebote, neue digitale Möglichkeiten - auf dem Markt machen sich neben Uber weitere Anbieter wie Moia oder Ioki breit. Außerdem wird über die Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes diskutiert, dessen Statuten mit Begriffen wie „fernmündliche Auftragsvermittlung“ ein Hinweis darauf sind, dass es an der Zeit für eine grundlegende Reform ist.

Jörg Heynkes, Vizepräsident der IHK, prophezeite den Taxifahrern wegen der Entwicklung im Bereich des autonomen Fahrens, dass ihr Beruf in zehn Jahren ausgestorben sei. Diese Vision beantworteten die Gäste im gut gefüllten Saal mit Gelächter. Heftige Kritik gab es von drei Düsseldorfer Taxiunternehmern an der Unternehmenspolitik von Uber. Das Unternehmen ziele darauf, eine Monopolstellung zu erreichen, um dann das Geld den Investoren zurückzahlen zu können, das bisher von Uber „verbrannt“ worden sei, sagte Peter Zander.

Bodo Middeldorf verwehrte sich gegen Kritik, die FDP betreibe Politik für Uber. „Die Mobilität wird sich verändern müssen. Das hat etwas mit der Entwicklung der Technik zu tun, aber auch mit den sich wandelnden Kundenwünschen“, sagte Middeldorf. Man müsse über das Gesamtpaket sprechen, damit am Ende Gleichheit für Taxi- und Mietwagenunternehmen bestehe.

Taxiunternehmen wehren
sich gegen Rosinenpickerei

Ein zentraler Begriff in dieser Diskussion ist die Rückkehrpflicht, die für Mietwagen nach einer Einsatzfahrt gilt. Die Rückkehrpflicht zur Zentrale des Anbieters könne entfallen, wenn auch die Vorschriften für die Taxis gelockert würden, schlägt Bodo Middeldorf vor. Das sehen die Taxifahrer anders. Das Schlagwort „Rosinenpickerei“ machte die Runde. Sollten die Tarife freigegeben werden, würden die Fahrgäste von Wagen zu Wagen gehen und die Preise herunterhandeln. Und die neuen Mitbewerber auf dem Mietwagenmarkt würden mit Rabattaktionen die Preise weiter herunter ziehen. Uber versuche den Taxis seit 2009 die Fahrgäste abzuwerben, nur an den Krankentransporten, die sehr aufwendig seien, zeige das Unternehmen kein Interesse.

Dennis Heusser (Uber) vertrat die Ansicht, dass durch die Digitalisierung wachsende Fahrgastzahlen möglich seien. „Die Nachfrage bestimmt natürlich den Preis. Die Leute sind bereit mehr Geld auszugeben, wenn sie angenehmer unterwegs sind“, sagte Heusser. Besonders das sogenannte Pooling in ländlichen Regionen biete Potenzial. Hier werden Fahrten auf Nachfrage mit digitaler Hilfe so zusammengestellt, dass für Unternehmen und Fahrgäste eine optimale Fahrtroute entsteht. Peter Zander widersprach dieser Theorie: „Der Kuchen bleibt seit Jahren gleich.“ Die Taxis erfüllten im Gegensatz zu den Mietwagen eine öffentliche Aufgabe im ÖPNV und die Fahrten seien daher mit sieben Prozent auch anders gestellt als bei den Mietwagen mit 19 Prozent.

Moderatorin Christiane Rüffer hatte keine Mühe, die lebhafte Diskussion in Gang zu halten. Selbst die IHK bekam ihr Fett weg und wurde von den Gästen aus Düsseldorf verdächtigt, Uber eine Werbeplattform zu bieten. Diesen Vorwurf nahm IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge allerdings gelassen hin. „Wir haben erwartet, dass es eine lebhafte Diskussion geben könnte“, sagte er. Es sei wichtig, die verschiedenen Standpunkte in einem solchen Forum auszutauschen.