„Unhaltbare Zustände“ Terminvergabe-Chaos bei der Kfz-Zulassungsstelle in Wuppertal

Wuppertal · Obermeister, Autohäuser und Betriebe beklagen lange Wartezeiten – Stadtdirektor will optimieren

Das Straßenverkehrsamt auf Lichtscheid: Termine zu bekommen, ist momentan fast Glückssache.

Foto: Andreas Fischer

Wolfram Friedrich, Obermeister der Kfz-Innung, beklagt die langen Wartezeiten bei der Wuppertaler Kfz-Zulassungsstelle. Und nicht nur er: „Ich betreue 220 Betriebe und im Prinzip sind sich alle einig: Die Zustände sind unhaltbar - und das seit Jahren“, sagt Friedrich. Wer ein Auto an-, ab- oder ummelden möchte, müsse dafür Wartezeiten von vier Wochen oder länger für Privatpersonen in Kauf nehmen. Bei Betrieben würde es – wenn es schnell geht – eine Woche dauern, meist aber ebenfalls wesentlich länger. Das beschert den Autohäusern und Werkstätten zunehmend Ärger mit Kunden und Versicherungen und kostet massiv Geld.

Tatsächlich, wer gestern um 11.30 Uhr online einen Termin bei der Zulassungsstelle vereinbaren wollte, hätte frühestens in knapp fünf Wochen einen Termin bekommen. Für gewerbliche Nutzer gebe es eine andere Terminorganisation, darauf weist die Stadt hin. Aber: „Um dort Zugang zu erhalten, müssen schon einige Autos zugelassen werden. Kleinere Betriebe müssen über die private Terminvergabe gehen“, sagt Magnus Friedrich und ergänzt: „Für die Betriebe in Wuppertal, die nicht unwesentlich Steuern zahlen, ist die Zulassungsstelle eine Dienstleistung. Solche Wartezeiten sind unzumutbar.“ Laut Stadt gibt es eine weitere Möglichkeit, schneller an einen Termin zu kommen. Je nach Personalsituation würden um sieben Uhr morgens und über den Tag verteilt weitere Termine freigeschaltet. „Die Betriebe können aber nicht jemanden abstellen, der den ganzen Tag vor dem Rechner sitzt und wartet, das vielleicht einmal ein Termin frei wird“, sagt der Obermeister. Viele Betriebe würden nun mit Zulassungsdiensten arbeiten, die schon langfristig Termine für ihre Kunden machen. Doch diese Dienste verursachen zusätzliche Kosten und es würde mittlerweile auch dort nicht mehr wesentlich schneller gehen.

Bei großen Autohäusern wie Vonzumhoff in Elberfeld gibt es aufgrund der langen Wartezeiten nun auch Ärger mit Kunden und Versicherungen. „Wenn wir zum Beispiel Autos nach einem Unfall reparieren, bekommen die Kunden für die Zeit einen Leihwagen. Die Reparatur dauert wenige Tage. Jedoch brauchen wir teils länger als eine Woche, um neue Kennzeichen zu bekommen, wenn diese beschädigt wurden. Nun weigern sich die Versicherungen, die Leihwagen für diese Zeit zu bezahlen“, erzählt Serviceleiter Lars Ronsdorf. Auf diesen Kosten bleibt das Autohaus dann sitzen. Bei Neuanmeldungen würde es momentan etwa zwei Wochen dauern, bis diese zugelassen werden könnten. „Da lässt natürlich die Kundenzufriedenheit nach“, sagt Ronsdorf. Dieses Beispiel ist nur eines von vielen. Beim Autohaus Oestreich weist man auf die Kosten hin, die mittlerweile durch Zinsen auflaufen. Denn die Autohäuser müssen die Neuwagen beim Hersteller direkt bezahlen, bekommen aber in der Regel erst nach Zulassung, bei oder kurz vor der Übergabe des Wagens an den Kunden, den Kaufbetrag. Sprich, die Autohäuser müssen für zig Neuwagen wochenlang in Vorkasse treten.

Wartezeiten in Nachbarstädten bei ein bis zwei Tagen

Laut den Betrieben würde es in anderen Städten wie Solingen oder Schwelm wesentlich besser laufen. Dort lägen die Wartezeiten für einen Termin bei ein bis zwei Tagen. In Wuppertal hingegen würde das Problem schon seit Jahren bestehen. Wolfram Friedrich hat darum schon mehrfach dass Gespräch mit der Zulassungsstelle und der Stadt gesucht, wo man auf die angespannte Personalsituation in der Zulassungsstelle verwiesen hat. Gegenüber der WZ heißt es dazu: „Das Problem sind nicht vakante Stellen, sondern die jeweils aktuelle Personalsituation (Krankenstand u.a.). Zu Spitzenzeiten führen Ausfälle zu etwas längeren Bearbeitungszeiträumen. Aktuell sind dies etwa im gewerblichen Bereich fünf Werktage, was sicherlich kein schlechter Wert ist. Über weite Phasen ohne größere Ausfälle erreicht das engagierte Team des Straßenverkehrsamtes sogar eine tagesaktuelle Bearbeitung.“ Die kurzfristige Einstellung von Aushilfen sei keine Option: „Die immer komplexer und komplizierter werdenden gesetzlichen Bestimmungen erfordern fundierte Fachkenntnisse und eine Einarbeitungszeit, die Aushilfen – auch durch Beschäftigte aus anderen Verwaltungsbereichen – ausschließt.“ Das sind für Friedrich hingegen keine Argumente: „Das Problem besteht seit Jahren. Jedes Unternehmen der freien Wirtschaft muss seine Personalplanung so aufstellen, dass es Krankenstände auffangen kann.“ Wichtig ist es dem Kfz-Obermeister aber, eine Lanze für die Mitarbeiter der Zulassungsstelle zu brechen: „Wenn man dann mal einen Termin hat, sind diese sehr angagiert und es geht alles sehr zügig.“

Von Stadtdirektor Matthias Nocke gab es dann gestern aber noch eine gute Nachricht: „Ich nehme die Kritik der Autohäuser und der Innung sehr ernst. Wir werden uns die Abläufe noch einmal ansehen und im Rahmen der personellen Ressourcen optimieren.“