Wuppertaler weltweit Theaterluft an der Themse
William Ludwig hat sich in London einen Namen als Schauspieler und Sänger gemacht.
Wuppertal. Das Theater in Cronenberg (TiC) hat ihn auf den Geschmack gebracht — spät. Denn erst als Zivildienstleistender hat William Ludwig entdeckt, wie viel Spaß ihm Schauspielen und Singen machen. Heute lebt er als freier Schauspieler und Sänger in London.
Bei seinen ersten Schritten auf die Bühne hatte Ludwig (46) ein Literaturstudium in London hinter sich. Für den Zivildienst kam er in seine Heimatstadt Wuppertal zurück. Er begleitete eine Bekannte zum Casting beim TiC, wurde für die Musical-Revue „It’s Showtime“ engagiert und merkte: „Das ist das Richtige für mich!“
Diese Entdeckung war „ein Glücksfall“. Denn er hatte nicht gewusst, was er mit seinem Literaturstudium tun sollte. Das hatte er in London absolviert, weil er zweisprachig aufgewachsen ist und seine Mutter dort Verwandte hatte.
Nach dem Zivildienst kehrte er an die Themse zurück, studierte Schauspiel und Gesang, trat in Musicals und Theaterproduktionen auf. Weil auch englische Theater mit Problemen kämpfen, zuletzt auch viel in Film und Fernsehen.
Als Deutscher werde er natürlich gern für Nazi-Rollen gebucht. „Das ist ein bisschen traurig“, bedauert er, beschere ihm aber Aufträge. Ansonsten bekomme er Rollen als Architekt, Arzt, Professor: „Der Akademiker mittleren Alters, das ist mein Typ“, sagt er grinsend.
Früh machte er auch Kleinkunst, doch da es in England keine Tradition dafür gebe, schlief es ein. Doch er vermisste das Singen: „Das ist das, was am meisten glücklich macht.“
Im letzten Jahr studierte Ludwig daher mit Musicalregisseur und Pianist Dean Austin ein Programm ein, „um zu sehen, ob es funktioniert“. Es funktionierte. Sie wurden sogar nach New York eingeladen. „Das war natürlich ein Highlight.“ Mit dem neuen Programm „Der letzte Drink“ treten sie bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen auf.
Eine gute Gelegenheit, nach Deutschland zu kommen. In Wuppertal führt ihn sein Weg fast immer ins Luisenviertel: „Es hat sich viel verändert, aber irgendwie auch genauso wie früher“, freut er sich. „Das ist eine richtige Heimkehr.“
Die Entwicklung der Stadt verfolgt er aus der Ferne, seine Mutter schickt ihm oft WZ-Artikel zu. Und sein Vater stöhnt ihm vor, welche Staus die Döppersberg-Baustelle verursacht. Und Aufführungen des Tanztheaters besucht er immer, wenn es in London gastiert.