Tierische Therapeuten sorgen für Erfolgserlebnisse bei Schülern
Zweimal pro Woche findet der Unterricht auf dem Reiterhof statt.
Barmen/Sprockhövel. Mit erwartungsvollem Blick steht Luca neben Clara. Der schmale Junge reicht dem Pferd nur bis zur Schulter, doch er hat keine Angst. Mit ein wenig Hilfe hievt er sich auf Claras Rücken und reitet durch die Halle. Unheimlich stolz sieht er aus, ist ganz gebannt von dem Erlebnis.
„Luca ist nicht wieder zu erkennen. In der Schule geht er meist mit hängenden Schultern umher und ist sehr zurückhaltend“, sagt Ergotherapeutin Corinna Schiele. Auch nach unzähligen Therapiestunden ist sie fasziniert. „Der Umgang mit Pferden und das Reiten selbst bewirken ganz viel bei den Kindern.“ Manche beginnen von ganz allein, eine Muskelspannung aufzubauen und sich selbst im Sattel zu halten. Bei spastischen Kindern ruft es oft den gegenteiligen Effekt hervor und sorgt dafür, dass ihre Muskelspannung sinkt.
Für 50 Schüler der LVR Förderschule in Barmen steht mindestens einmal in der Woche eine Fahrt zum Reiterhof Auf der Gethe in Sprockhövel an. Das therapeutische Reiten ist für die körperlich und motorisch behinderten Kinder ein fester Bestandteil des Stundenplans. „In all den Jahren habe ich noch kein Kind erlebt, das nicht reiten wollte“, sagt Lehrerin Barbara Ehrich.
Ihre Aussage beruht auf jahrelanger Erfahrung — die Förderschule setzt schon seit mehr als 20 Jahren auf das therapeutische Reiten. An insgesamt 26 Schulen in Trägerschaft des Landschaftsverbands Rheinlands wird diese besondere Therapieform angeboten. „Der Erfolg ist offensichtlich, trotzdem gibt es von den Krankenkassen keine Unterstützung“, sagt LVR-Schuldezernent Michael Mertens. Umso mehr ist er für die finanzielle Unterstützung von Sponsoren, Stiftungen und Fördervereinen dankbar. Die Kultur- und Sozialstiftung der Provinzial Rheinland übernimmt 40.000 Euro jährlich.
Die Erfolge des therapeutischen Reitens begrenzen sich indes nicht nur auf das Körperliche. „Die Kinder werden durch den Umgang mit den Pferden auch selbstbewusster und trauen sich mehr zu“, weiß Christiane Strufe, Leiterin der LVR-Förderschule.