„Titel der Show“: Ein Musical und wie man es schreibt

Im Taltontheater gab es eine NRW-Premiere. Das Stück bot witzige Einblicke in die Musicalbranche.

Foto: Andreas Winkelsträter

Junge Kreative in New York haben offenbar so ihre besonderen Probleme. „Gestern hat eine Transe meine Shrimps gestohlen“, klagt Hunter (Robin Schmale) seinem Kumpel Jeff (Denny Pflanz) am Telefon. Gut dass die beiden jungen Männer flugs ein Thema finden, das etwas mehr Substanz bietet: Einen Wettbewerb für ein Festival, für das sich die beiden Autoren bewerben möchten, um endlich Erfolg in der schillernden Musicalbranche zu haben. Einziger Haken ist, dass sie keine Idee für einen Stoff haben und die Frist für die Einreichung des Musicals in drei Wochen abläuft. Aus dieser dramaturgischen Notlage entfaltet sich das Musical „Titel der Show“, das am Freitagabend vom Trio-Theater als NRW-Premiere auf die Bühne des Taltontheaters gebracht worden ist.

Und da vor allem in New York vieles um sich selbst kreist und „Big Apple“ sich als Nabel der Welt versteht, verfallen die beiden Musical-Autoren auf einen selbst referenziellen Kunstgriff. Sie schreiben einfach ein Musical über zwei Typen, die ein Musical schreiben, leidlichen Erfolg damit haben und sogar knapp vor einer Broadway-Premiere stehen. Begleitet auf ihrer Mission werden Hunter und Jeff - beide übrigens mehr oder weniger offen schwul lebend - von den beiden Mitstreiterinnen Susan (Svenja Dee) und Heidi (Sophia Müller-Bienek).

Gemeinsam schlägt sich das Quartett durch Proben, Streitereien und Aufführungen, feiert erste Erfolge und muss sich dann darüber klar werden, wie viel Kommerz erlaubt ist, um am Broadway zu landen. In Soli, Duetten oder im Ensemble singen die Darsteller unter anderem darüber, dass sie gerne den Tony Award gewinnen würden, sich gegen den Selbstzweifel (als „Vampir“ symbolisiert) stemmen oder endlich die Bewerbung auf den Weg bringen. Das alles steckt voller Referenzen an die New Yorker Musicalszene, auch Schmähwörter, die mit F anfangen, fallen reichlich. Die speziellen Anspielungen — oder wie Hunter sagt: „selbst bezogener Bullshit“ — versteht hierzulande vermutlich nur eine kleine Minderheit. Für die drängendsten Fragen findet sich darum im Programmheft ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen.

Das Publikum am Premierenabend lässt sich dadurch jedenfalls nicht verunsichern und feiert das Ensemble mit stehenden Ovationen. Für die musikalische Begleitung am Keyboard sorgt Ruben Michalik, der als Larry zwar keine Sprechrolle hat, dafür allerdings den unverzichtbaren Ton liefert. Regie des etwa zweistündigen Stückes hat Benjamin Breutel.