Trauer, Entsetzen und auch Verständnis
Gemischte Gefühle, nachdem der Mutter des toten Babys ermittelt wurde.
Wuppertal. Seit dem 20. März steht der Stadtteil unter Schock. Nachdem am Picobello-Tag neben einem Supermarkt in Ronsdorf ein totes Baby gefunden wurde, hat die Polizei dessen Mutter ausfindig gemacht. Die 18-Jährige US-Amerikanerin besucht als Austauschschülerin die 11. Jahrgangsstufe der Gesamtschule Ronsdorf. Wie berichtet, wurde sie am Freitagnachmittag dem Haftrichter vorgeführt und danach auf freien Fuß gesetzt. Von Normalität ist Ronsdorf nach wie vor weit entfernt.
"Wir haben uns lange überlegt, ob wir uns hier hinsetzten", sagt Claudia Schönwald. Sie sitzt am sonnigen Nachmittag auf einer Parkbank. Ihr Sohn Jonas spielt am Bachlauf, neben dem im März das tote Baby gefunden wurde. Er ist sieben Jahre alt und versteht wohl noch nicht, warum unzählige Plüschtiere am Baum neben ihm niedergelegt wurden. "Das ist ein beklemmendes Gefühl", sagt Claudia Schönwald.
Auch Jo Celina spielt am Bach. Auch die Achtjährige hat vom Fall gehört, ihr Vater hat versucht, ihr das zu erklären. "Sie fragt jetzt nicht mehr nach, aber verstehen kann sie das alles noch nicht", sagt Sascha Schmidt, Vater von Jo Celina. "Es ist komisch, dass die Gast-Eltern nichts von alledem mitbekommen haben."
Trotz aller Trauer gehen die befragten Ronsdorfer mit der Austauschschülerin aus den USA nicht hart ins Gericht. "Das ist auch furchtbar für das junge Mädchen, in einem fremden Land in solch einer Situation zu sein. Und wer weiß, ob sie so etwas wie eine Babyklappe überhaupt kennt", versucht sich Renate Frensch das Verhalten der Mutter zu erklären.
Dass die junge Frau nach dem Termin beim Haftrichter wieder freigelassen wurde, finden viele richtig: "Das ist ja keine Massenmörderin, vor der man jetzt Angst haben muss", sagt Claudia Schönwald. "Trotzdem muss sie zur Rechenschaft gezogen werden", bringt es Sascha Schmidt auf den Punkt.
Betroffen zeigen sich auch die Gesamtschüler. Wie der WZ berichtet wurde, fand der sonst fröhliche Abistreich der 13. Jahrgangsstufe bei gedrückter Stimmung statt. Man könne nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, hieß es aus Kreisen der Schüler. Ob und in welcher Form die Abiturfeier stattfinden wird, ist noch unklar.