Traumhafte Ausblicke auf dem Gaskessel
Die Arbeiten schreiten voran. In 62 Metern Höhe beginnt der neue Anstrich für das Heckinghauser Wahrzeichen.
Heckinghausen. Der Weg nach oben ist nicht ohne. „Ich bin froh, wenn der neue Aufzug da ist“, sagt Investor Thomas Drescher und schnauft kurz durch. Daniel Mai und Marcello Gross, die beiden Architekten schmunzeln, mussten sie die Treppen, die von außen auf das Dach des Gaskessels führen, doch deutlich öfter rauf — und wieder runter. „Acht, neun Mal an einem Tag“, erinnert sich Mai und lacht. „Und manchmal schwer beladen.“
Da wird selbst der traumhafte Ausblick, der sich an schönen Tagen in 62 Metern Höhe bietet, fast zur Nebensache. „Aber der ist schon sehr schön, oder“, sagt Drescher oben und zeigt in die Ferne. „Von wo überall man den Gaskessel schon sehen kann, das ist der Hammer“, erklärt der Betreiber von mehreren Fitnessstudios dann auch gleich mit, wieso sein Projekt durchaus als ein Leuchtturmprojekt für die ganze Stadt gelten darf.
Ein fünfstöckiger Neubau mit einem Fitnesscenter, Büros und Gastronomie in der Hülle des denkmalgeschützten Kessels: Was zunächst vielleicht ein wenig verrückt klingt, sieht Architekt Gross ganz locker. „Der Neubau ist ja ganz konventionell“, sagt er. Was das Projekt aber zu etwas Besonderem mache, sei das Augenmerk auf die Größen und Gewichte der Bauteile. „Man hat ja nur kleine Öffnungen.“
Bis es richtig los geht, etwa die Löcher in die Hülle geschnitten werden, dauert es aber noch. Der Bauantrag sei in Arbeit, derzeit laufen die Vorarbeiten, erklären Drescher & Co. Der alte Aufzugschacht etwa ist schon länger Geschichte. Auch die gut 400 Tonnen Steine, die einst zum Beschweren der Platte im Kessel dienten, liegen draußen. „Sie werden sozusagen recycelt. Wir bauen mit ihnen Wege auf dem Gelände“, sagt Drescher und zeigt nach unten. Und die Platte selbst ist nur noch als Ein-Viertel-Kuchenstück übrig.
Auf dem Dach hat der Neuanstrich des Heckinghauser Wahrzeichens begonnen. „32 Wochen wird der insgesamt dauern“, erklärt der Investor beim Rundgang um den Dom des Kessels, wo früher die überflüssige Luft abgelassen wurde. Der Boden ganz oben besteht eigentlich nur aus Blech — das an einigen Stellen hör- und merkbar nachgibt. Doch Gross und Mai beruhigen. „Das trägt.“ Und die Flupp-Geräusche seien ein gutes Zeichen. Später, blickt Drescher schon mal voraus, „sollen hier Paare heiraten können“.
Von oben gibt es derzeit auch einen besonderen Blick ins Innere — der nichts für Menschen mit Höhenangst ist. Ein Steg führt ins Nichts, dahin, wo vor kurzem noch eine zweite Treppe im Inneren stand. „Die haben wir abgebaut“, erinnern sich Mai und Gross an die Plackerei. Gute 60 Meter geht es runter. Unten sind die Schweißarbeiten zu hören und vor allem zu riechen.
Es bleibt noch einiges an Arbeit, räumt Drescher ein, der aber wie seine Partner optimistisch ist. „Im dritten Quartal 2017 soll alles fertig sein.“